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Info-Mail Schach Nr. 75


Hallo Schachfreunde,
wir haben weiterhin keine Meldungen aus dem Blindenschach - aber im Internet
gibt es Informationen von der WM in London in einem kaum überschaubaren Umfang. 
Ihr findet einige Auszüge aus Internetseiten - jeweils vorangestellt den 
Notationen der Partien 7 und 6 .
Vor allem das Kurzremis in der 7. Partie sorgte für Gesprächsstoff. Beobachter
sagen (Videotext), dass die Spieler sich von den Mammut-Spielen erholen wollten.
In Österreich sieht man Kasparov in Nöten; NetChessNews glaubt eine Müdigkeit
in seinen Augen erkannt zu haben. Auf einer anderen englischen Seite wird die
Statistik bemüht und festgestellt, dass der Elfzüger nicht die kürzeste WM-
Partie aller Zeiten ist. Im Jahre 1963 leisteten sich Petrosjan und Botwinnik
gleich zweimal ein zehnzügiges Remis.

Kommen wir zu den Tatsachen -
Herausforderer Kramnik führt 4:3 in dem auf 16 Partien angesetzten Kampf -
die Arbeitszeit jedes Spielers beträgt zwei Stunden für 40 Züge,
gefolgt von 20 Zügen in einer Stunde mit anschliessenden 30 Minuten plus 
10 Sekunden automatische Zugabe pro Zug für den Rest der Partie.

Als Alternativthema gibt es am Ende noch einen Nachschlag zur ersten Doppel-
runde der deutschen Bundesliga am vergangenen Wochenende.

Aus Leimen grüßt
herbert lang
 

Donnerstag, 19. Oktober - 7.Partie - remis
(aus www.gm-schach.de) Da wollte ich heute gegen halb sechs auf der
Veranstalter-Seite nur mal kurz schauen, was denn die Eröffnungsphase so
hergegeben hat, da sah ich unter live-video ein Standbild. Ja diese
Streaming-Server mucken manchmal dachte ich bei mir, dann die vielen Nutzer -
und die Internet-Technik steckt ja sowieso noch in den Kinderschuhen.
Nichts dergleichen ! Unsere Protagonisten waren schon fertig. 11 Züge -
remis.
Wenn Kasparow mit Weiß, mit einem Punkt Rückstand und der Aussicht darauf,
dass er in der nächsten Schwarz-Partie wieder leiden darf,das Unentschieden 
anbietet, dann ist was faul im Staate Kasparow. Wir können natürlich von hier 
nur spekulieren. Hält man sich an die Tatsachen, wird ein Garri Kasparow in 
dieser Form das Match verlieren.

(aus www.schach.com) Die 15-20 Pfund Eintrittsgelder, die die Zuschauer
berappen mußten, war die Veranstaltung nicht wert. Die Kontrahenten waren sich 
schnell einig: Kramnik wendet einen weiteren Aufschlag des Altmeisters ab und
Kasparov dürfte sich ein wenig Erholung wünschen. Warum jedoch Kasparov seinen
Anzugvorteil wie schon in der 5. Partie so schnell aus der Hand gibt,bleibt 
unverständlich. Wie in der 5. Partie spielte Kasparov Englisch - Eröffnungs-
kennziffer A 31
1..c4 c5 2.Sf3 Sf6 3.d4
      Zwei Runden zuvor kam 3.g3 aufs Brett, was als nachhaltiger gilt. 
3.cxd4 4.Sxd4 a6 
      Kramnik überrascht seinen Gegner erneut.
5.Sc3 e6
      Defensiv, nimmt Weiß jede Angriffsmöglichkeit.
6.g3 Dc7 
      Der Bauer c4 wird sofort unter Beschuß genommen.
7.Dd3 
      Mehr Risiko verspricht 7. Lg2.
7.- Sc6 8.Sxc6 dxc6.
      Selten gespielt. 
9.Lg2 e5. 
      In der Turnierpraxis hat hier Schwarz mehr Erfolg.
10.0-0 Le6 11.Sa4 Remis.

Wieder geht Kramnik gebräuchlichen Varianten aus dem Weg und unterläuft
die Vorbereitung Kasparovs. Während Kramnik 9 Minuten Bedenkzeit für
die Partie benötigte, verbrauchte der Weltmeister über eine halbe Stunde.
Auch wenn das Match erst 4-3 steht, beim Eröffnungsvergleich führt der
Herausforderer 7-0.

Die 7. Partie ohne Anmerkungen:
1.c4 c5 2.Sf3 Sf6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 a6 5.Sc3 e6 6.g3 Dc7 7.Dd3 Sc6
8.Sxc6 dxc6 9.Lg2 e5 10.O-O Le6 11.Sa4 remis

Dienstag, 17. Oktober - 6. Partie - remis      
(aus gm-schach.de) Eine Katze, so sagt der Volksmund, muß man sieben Mal
totschlagen. Kasparow scheint sogar eher von der Species der Wildkatzen zu
sein. Heute sprang er dem guten Vladi wieder von der Schippe

Eröffnung - Damengambit - Kennziffer D 27
1.d4 d5 2.c4 dxc4 3.Sf3 e6 4.e3 c5 5.Lxc4 a6 6.O-O Sf6 7.a4 Sc6 8.De2
cxd4 9.Td1 Le7 10.exd4 O-O 11.Sc3 Sd5 12.Lb3 Te8 13.h4 Scb4 14.h5 b6 15.Se5
Lb7 16.a5 b5 17.h6 g6 18.Se4 Sc7 19.Sc5 Ld5 20.Ta3 Sc6 21.Lxd5 Dxd5 22.Scd7
Tad8 23.Sxc6 Txd7 24.Sxe7+ Texe7 25.Tc3 f6 26.Le3 Kf7 27.Tdc1 Db7 28.Tc5 Sd5
29.Df3 Sb4 30.De2 Tc7 31.Lf4 Txc5 32.dxc5 e5 33.Dd2 Sc6 34.Dd5+ Kf8 35.Le3
Dd7 36.Df3 Kf7 37.Td1 e4 38.De2 Df5 39.Td6 Te6 40.Td7+ Te7 41.Td6 Te6 42.Dd1
g5 43.Dh5+ Ke7 44.Dd1 Kf7 45.Td7+ Kg6 46.Tg7+ Kxh6 47.Dd7 Te5 48.Df7 Td5
49.Kh1 Sd8 50.Txh7+ Dxh7 51.Dxd5 Kg6+ 52.Kg1 Dc7 53.Dg8+ Kf5 54.Dd5+ Kg6
55.Dxe4+ Kg7 56.Da8 Dd7 57.Kh2 Dd3 58.g3 Sf7 59.Db7 Kg6 60.Dxa6 Se5 61.Da8
Sg4+ 62.Kh3 Df5 63.Dg8+ Kh6 64.Dh8+ Kg6 65.De8+ Kh6 66.Dh8+ - remis

DieChessBase Bundesligaseite
Alles wie immer: Porz vor Solingen. Nicht ganz. Mit hohen Siegen haben Porz
und Solingen ihren Anspruch auf den Titel angemeldet. Aber der letztjährige 
Aufsteiger aus der Hansestadt Lübeck hat durch Neuverpflichtungen wie Michael 
Adams (kam von Solingen), Vladimir Epishin (kam von Duisburg), Julian Hodgson 
und Simen Agdestein (von Delmenhorst) eine Mannschaft zusammengestellt, von der 
Otto Borik im  Schachmagazin 64 meinte, sie sei die weltbeste Vereins-
mannschaft. Von den genannten fehlten Epishin und Hodgson, außerdem Bareev,
der in London für Kramnik beim Kampf gegen Kasparov assistiert. Der
alljährliche Zweikampf zwischen Porz und Solingen kann dieses Jahr
tatsächlich zum Dreikampf werden, was natürlich mehr Spannung für den
Titelkampf bedeutet.
Im Spielort Hamburg ließen sich die Berliner aus Neukölln von der
Lübecker Startruppe nicht sonderlich beeindrucken und leisteten bis in den
Abend hinein starken Widerstand. Zwar führte Lübeck mit 4:2 (Siegen von
Adams, Nunn und Hansen, Niederlage von Agdestein gegen Bunzmann) aber zum
Sieg wurde noch ein halber Punkt benötigt und woher sollte der kommen? De
Firmian und Hector standen beide schlechter. Schließlich musste Hector gegen 
Schach-Redakteur Poldauf auch die Segel streichen, aber Nick De Firmian
schaffte es irgendwie sogar zu gewinnen. Es reichte also gerade. Am Sonntag 
gab es einen hohen Sieg gegen die Berliner aus Tegel, wobei der Berliner 
Mladen Muse es schaffte, gegen Michael Adams zu gewinnen.
"Best of the rest" hinter den drei "Großkopferten" ist der HSK. Die
Hamburger mussten den krankeitsbedingten Ausfall von Karsten Müller
kompensieren und hatten in ihrer Samstagsbegegnung ebenfalls etwas Mühe, den
Auftaktkampf gegen die Aufsteiger aus Tegel erfolgreich abzuschließen.
Schließlich fuhren Michaelsen und Hansen die notwendigen Punkte zum 5:3 ein.
Am Sonntag unterlag man gegen Neukölln.
Bei Solingen wurde Michael Adams durch Alexander Morozevich ersetzt.
Kazimshanov, der sich unauffällig an die magische 2700er Grenze herangerobbt
hat (2690) rückte nach oben vor. Die Schachgesellschaft hatte keine Mühe
Ihre Kämpfe gegen Magdeburg und Bremen zu gewinnen.
Neu bei Porz ist der Spätaussiedler Alexander Nenashev. Nenashev besitzt
bereits einen deutschen Pass und wird nach einem Jahr Pause für die deutsche 
Nationalmannschaft spielberechtigt sein. Porz hatte ebenfalls in Baiertal 
Schatthausen und Schott Mainz keinen echten Gegner. Der Godesberger Schachklub 
ist durch den Weggang von Lautier und Chernin wohl eher schwächer geworden als 
letztes Jahr. Trotzdem kam man auch zu zwei Siegen.
Mit Castarop-Rauxel, Wattenscheid, Plauen und Tegernsee waren vier
Mannschaften unter sich, die man am Ende der Saison vielleicht im Mittelfeld
sehen kann, wobei Plauen ein schwarzes Wochenende erwischte und zweimal
verlor, während Tegernsee zu zwei Siegen kam.

Die Schachgesellschaft Solingen hat letztes Jahr bereits Bundesligapartien im 
Internet übertragen lassen. Diese Saison wird auch der Lübecker SV, bzw. sein 
Sponsor Galaxis die Partien übertragen. Die breite Übertragung der Partien von 
zwei Spielorten im Internet ist eine Novität. Es ist klar, das bei der Premiere 
in Hamburg nicht alles klappen konnte, aber es hat doch überraschend viel 
funktioniert.
Die Einrichtung der Übertragung ist eine aufwendige Sache. Im Hamburg
wurde ab Samstag Vormittag daran gearbeitet, die 2x8 Bretter zu verkabeln
und an Rechner anzuschließen. Noch kurz vor Beginn des Kampfes war eine
gesamte 8er-Reihe nicht verfügbar. Schließlich stellte sich heraus, dass das
Kabel zum ersten Brett defekt war. Um 14 Uhr war alles parat und die
Übertragung startete rechtzeitig und erschien zeitgleich auf der schicken
Galaxis-Seite. Nicht alles lief rund und besonders am Sonntag wurde in
Hamburg mit der Technik gekämpft, aber mit jeder Übertragung wird sich die
Technik verbessern. Galaxis hofft, dass das Angebot von den Schachfans gut
angenommen wird und will die Seiten mit Infos und redaktionellen Inhalten
weiter ausbauen.

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