Hallo Schachfreunde, die WM in London neigt sich dem Ende zu. Nach 13 gespielten Partien liegt weiter der Herausforderer Kramnik mit 2 Punkten vorn. In den noch ausstehenden 3 Partien hat Kramnik noch zweimal die weißen Steine. Wer würde da noch auf den Titelverteidiger Kasparow setzen? Hat sich Kasparow schon aufgegeben (siehe 13. Partie)? Bevor wir aber im WM-Tagebuch blättern und die Partien 11 - 13 zeigen, wollen wir noch von einem anderen Ereignis berichten. Am vergangenen Samstag (28.10.2000) fand die erste Hauptrunde im Vierer-Mannschaftspokal des Deutschen Schachbundes statt. Für diese hatten sich 32 Mannschaften aus den Landesverbänden qualifiziert. Da der Deutsche Blindenschachbund den Status eines Landesverbands im Deutschen Schachbund hat, ist er berechtigt, für diese erste Hauptrunde eine Mannschaft zu nominieren. In den letzten Jahren gab es meist deutliche Niederlagen gegen starke Gegner und damit verbunden das Pokal-Aus bereits in der ersten Runde. Der letzte Erfolg stammt aus dem Jahre 1986, als wir gegen den Schachclub Marbach (damals 2. Bundesliga) ein 2:2 erreichen konnten und durch das Los weiter kamen, da die Berliner Wertung ebenfalls keine Entscheidung brachte. Diesmal ging es gegen den Vertreter aus Thüringen Grün-Weiß Waltershausen (Landesliga). Austragungsort war Knüllwald, vielen noch in Erinnerung vom Kandidatenturnier 2000. Durch die schlechten Resultate in den Vorjahren hielt sich unser Optimismus vor dem Match allerdings in Grenzen. Doch diesmal hatten wir das Glück auf unserer Seite. Alle vier Partien gingen in die Zeitnotphase. Dieter Bischoff konnte an Brett 2 nach kleineren Problemen in der Eröffnungsphase schließlich seine Weißpartie souverän gewinnen. Olaf Dobierzin (Brett 3) kam mit Vorteil aus der Eröffnung, der sich dann aber im Mittelspiel zunächst verflüchtigte. Nach wechselvollem Verlauf übersah Olafs Gegner dann aber ein einzügiges Matt und so war auch diese Weißpartie für uns gewonnen. An Brett 4 wurde ich mit einer sehr eigenwilligen Eröffnungsbehandlung meines Gegners konfrontiert, was mich sehr viel Zeit kostete. Im Mittelspiel überschätzte jedoch mein Gegner seine Position und ich konnte bei guter Stellung einen Bauern gewinnen. Als ich dann beim Damentausch auch noch einen zweiten Bauern gewinnen konnte, war eigentlich alles klar und es galt nur noch über die Zeitkontrolle zu kommen. Diesgelang schließlich und wir waren uneinholbar mit 3:0 in Führung gegangen. Da konnten wir es dann auch verschmerzen, dass Heinz Engl an Brett 1 den Punkt abgeben musste. Er hatte im frühen Mittelspiel einen Black out und verlor einen Bauern. Trotz heftiger Gegenwehr ließ sich aber sein Gegner die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Fazit: Ein verdienter 3:1-Sieg für die DBSB-Auswahl gegen einen nicht all zu starken Gegner. In der nächsten Runde wird wohl wieder ein anderes Kaliber auf uns zukommen. In der 2. Runde stoßen zu den 16 Siegern der ersten Runde nun auch die 16 Vereine aus der Bundesliga. Diese wird voraussichtlich Ende Januar 2001 stattfinden. Viel Spaß mit dieser Info-Mail wünscht Toni aus Augsburg WM in London 11. Partie Kasparov mit den weißen Steinen erneut erfolglos Auch in der 11.Partie konnte Kasparov mit den weißen Steinen nichts heraus holen. Nach ca. 20 Minuten und 21 Zügen war man nach einer forcierten Abwicklung in einem Endspiel gelandet, in dem Kasparov mit Turm und zwei Mehrbauern gegen zwei Läufer um den Sieg kämpfte. Kramnik hatte diesmal auf die Berliner Verteidigung verzichtet und sich mit der neuen Archangelsker Variante verteidigt. Beide spielten die ersten 21.Züge sehr schnell und landeten in einem komplizierten Endspiel. Alles in allem hatte Kramnik nicht zuviel Mühe, dies remis zu halten. Kasparov,G (2845) - Kramnik,V (2770) [C78] Braingames WCC, London ENG (11), 2000 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. 0-0 b5 6. Lb3 Lc5 7. a4 Lb7 8. d3 0-0 9. Sc3 Sa5 10. axb5 Sxb3 11. cxb3 axb5 12. Txa8 Lxa8 13. Sxe5 d5 14. Lg5 dxe4 15. dxe4 Dxd1 16. Txd1 b4 17. Lxf6 bxc3 18. bxc3 gxf6 19. Sd7 Ld6 20. Sxf8 Kxf8 21. f3 h5 22. h4 Ke7 23. Kf2 Lb7 24. c4 Le5 25. Td2 Lc8 26. Td5 Le6 27. Ta5 c5 28. Ke3 Ld4+ 29. Kd3 f5 30. b4 fxe4+ 31. Kxe4 Lf2 32. bxc5 Lxh4 33. c6 Kd6 34. Txh5 Lf2 35. g4 Kxc6 36. Th2 Lc5 37. Tc2 f6 38. Th2 Lxc4 39. Th6 Ld5+ 40. Kf5 Lxf3 41. g5 Kd5 1/2 12. Partie Trotz des Desasters in der 10.Partie, die Kasparov in nur 25 Zügen verlor, vertraute der Weltmeister wieder auf die Nimzoindische Verteidigung. Kramnik opferte einen Bauern, erhielt etwas Kompensation, konnte Kasparov aber nicht ernsthaft in Verlegenheit bringen. Schließlich gewann Kasparov sogar die Überhand. In Zeitnot reichte es aber nicht zum Sieg. Kramnik,V (2770) - Kasparov,G (2845) [E55] Braingames WCC, London ENG (12), 2000 1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. e3 0-0 5. Ld3 d5 6. Sf3 c5 7. 0-0 dxc4 8. Lxc4 Sbd7 9. a3 cxd4 10. axb4 dxc3 11. bxc3 Dc7 12. Le2 Dxc3 13. La3 Sd5 14. Db1 Df6 15. Ld3 h6 16. b5 Td8 17. Lb2 De7 18. Ta4 Sc5 19. Lh7+ Kh8 20. Th4 f6 21. Tc4 Ld7 22. La3 b6 23. Le4 a6 24. bxa6 Txa6 25. Lxc5 bxc5 26. Tfc1 Ta5 27. Db2 Tb5 28. Da3 Sb6 29. T4c3 Tb4 30. Sd2 f5 31. Lf3 Sa4 32. Txc5 Tb2 33. Sc4 Dxc5 1/2 13. Partie Kasparov hat offenbar Widerstand eingestellt Anscheinend hat Gary Kasparov, 13.Weltmeister, sich damit abgefunden, dass er seinen Titel verliert. In der dreizehnten Partie, der vorletzten, in der er die weißen Steine führen darf, bot er nach 14.Zügen remis an. Kramnik wählte wieder die Berliner Verteidigung in der Spanischen Partie, eine Wahl, die Kasparov nicht gerade überraschen konnte, trotzdem dachte er schon über seinen 11.Zug sehr lange nach. Kasparov's Fans hatten gehofft, daß er jetzt endlich zum Angriff blasen würde, doch der noch amtierende Weltmeister entfachte nicht einmal ein laues Lüftchen. Was ist los mit Gary Kasparov...? Kasparov,G (2845) - Kramnik,V (2770) [C67] Braingames WCC, London ENG (13), 2000 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. 0-0 Sxe4 5. d4 Sd6 6. Lxc6 dxc6 7. dxe5 Sf5 8. Dxd8+ Kxd8 9. Sc3 h6 10. h3 Ke8 11. Se4 c5 12. c3 b6 13. Te1 Le6 14. g4 1/2