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Info-Mail Schach Nr. 93


Hallo Schachfreunde,

die FIDE hat in diesen Tagen die ELO-Weltrangliste 2001 veröffentlicht.
Deshalb wollen auch wir uns heute schwerpunktmäßig damit befassen.
Doch zunähst muß ich einen Punkt der Info-Mail Schach 92 berichtigen.
Ich hatte dort berichtet, dass Kramnik und Kasparow nun gleichauf an
der Spitze der Weltrangliste liegen würden. Das ist jedoch nicht richtig.
Ich bin da wohl einer fehlerhaften Quelle im Internet aufgesessen
und bitte die Leser hierfür um Nachsicht.

Es scheint aber tatsächlich so zu sein, dass - wieder einmal - nicht
klar ist, welche Turniere ausgewertet wurden, bzw. noch zur
Auswertung kommen.

Auf der Internetseite von www.schach.com steht hierzu zu lesen:

Ist die FIDE-Elo-Liste noch etwas wert?
Die drei Wochen vor Veröffentlichung der Ratingzahlen beendete
Schacholympiade fand keinen Eingang in die neue ELO-Wertung und die
BrainGamesWM wurde nicht erfaßt.
TWIC recherchierte die Hintergründe: Ray Keene meldete die BraingamesWM
nicht an. "Dennoch, prinzipiell sollten alle wichtigen Turniere gewertet
werden. Alle Top-Veranstaltungen dürfen (may be rated) von der FIDE gewertet
werden, auch wenn kein Wertungsbericht von den zuständigen nationalen
Organisationen übermittelt wird.  (Zitat FIDE-Handbuch) Ich bin sicher, daß
Event hätte gewertet werden können, ohne daß die FIDE die Weltmeisterschaft
anerkennt. Dies ist widersprüchlich zur Genauigkeit der Liste." soweit Mark
Crowther. Ob der Britische Schachverband die Daten eingereicht hat, ist
bislang unklar.

...

Die nachstehenden Zahlen habe ich der offiziellen Seite der FIDE
entnommen und hoffe, dass alles seine Richtigkeit hat.

Ich präsentiere zunächst alle ELO-Zahlen der Spieler des Deutschen
Blindenschachbundes (immerhin 14 Spieler), danach gibt es dann die
Top 20 der Herren, die Top 10 der Damen, die Top 20 aus Deutschland und
die Top 10 der deutschen Damen.

Zur Auflockerung folgt zum Schluß noch eine Rückblende auf die FIDE-WM
in Indien und im Iran, wobei die Ursprünge des Schachspiels beleuchtet
werden.

Ein schönes Wochenende und viel Spaß beim lesen
wünscht Toni aus Augsburg


Deutscher Blindenschachbund

Bischoff, Dieter                     2222   24
Mueller, Manfred                     2169    9
Heinich, Manfred                     2165    4
Dobierzin, Olaf                      2163   11
Schellmann, Frank                    2145    0
Engl, Heinz                          2142    3
Ripperger, Reinhold                  2142    0
Pohlers, Juergen                     2129    3
Kroeger, Eckhard                     2108    0
Schlierf, Andre                      2107    1
Lindenmair, Anton                    2105    4
Schulz, Gert                         2083    0
Semmler, Josef                       2073    0
Drasch, Robert                       2036    0


Top 20 (Herren)

Kasparov, Gary                    g  RUS  2849    0
Anand, Viswanathan                g  IND  2790   16
Kramnik, Vladimir                 g  RUS  2772    0
Adams, Michael                    g  ENG  2746   35
Morozevich, Alexander             g  RUS  2745   16
Leko, Peter                       g  HUN  2745   16
Shirov, Alexei                    g  ESP  2718   57
Topalov, Veselin                  g  BUL  2718   26
Ivanchuk, Vassily                 g  UKR  2717   39
Gelfand, Boris                    g  ISR  2712   37
Bareev, Evgeny                    g  RUS  2709   22
Van Wely, Loek                    g  NED  2700   62
Svidler, Peter                    g  RUS  2695   40
Gurevich, Mikhail                 g  BEL  2694   35
Kasimdzhanov, Rustam              g  UZB  2693   27
Khalifman, Alexander              g  RUS  2690   30
Smirin, Ilia                      g  ISR  2686   33
Dreev, Alexey                     g  RUS  2685   13
Bologan, Viktor                   g  MDA  2684   22
Karpov, Anatoly                   g  RUS  2679   15


Top 10 (Damen)

Polgar, Judit (GM)                wg HUN  2676   34
Polgar, Zsuzsa (GM)               wg HUN  2565    0
Xie, Jun (GM)                     wg CHN  2557   32
Galliamova-Ivanchuk, Alisa (IM)   wg RUS  2554   23
Zhu, Chen                         wg CHN  2538   13
Chiburdanidze, Maia (GM)          wg GEO  2525   12
Wang, Pin                         wg CHN  2506    0
Xu, Yuhua                         wg CHN  2500   16
Ioseliani, Nana (IM)              wg GEO  2499   18
Cramling, Pia (GM)                wg SWE  2492   27


Top 20 (herren - Deutschland)

Jussupow, Artur                   g  2645   21
Dautov, Rustem                    g  2631   15
Huebner, Robert Dr.               g  2616   24
Khenkin, Igor                     g  2612   28
Lutz, Christopher                 g  2609   28
Hickl, Joerg                      g  2582    4
Hertneck, Gerald                  g  2568   20
Wahls, Matthias                   g  2568    0
Bischoff, Klaus                   g  2552   29
Glek, Igor V.                     g  2551   45
Luther, Thomas                    g  2544   25
Gabriel, Christian                g  2544    9
Boensch, Uwe                      g  2544    8
Gustafsson, Jan                   m  2535   29
Slobodjan, Roman                  g  2532   18
Hort, Vlastimil                   g  2532    0
Levin, Felix                      g  2531    9
Gutman, Lev                       g  2527   26
Tischbierek, Raj                  g  2527   17
Mueller, Karsten                  g  2525    9


Top 10 (Damen - Deutschland)

Kachiani-Gersinska, Ketino (IM)   wg 2456   20
Lelchuk, Zoja                     wg 2411    0
Borulya, Ekaterina                wg 2359    0
Paehtz, Elisabeth                 wm 2358   39
Micic, Jordanka                   wg 2344    7
Sukharisingh, Ralf                   2319    0
Olbrich, Marina                   wm 2303    0
Juergens, Vera                    wg 2295    0
Keller-Hermann, Edith             wg 2290    0
Koglin, Anke                      wm 2279   10


Tschaturanga - Inder an der Wiege favorisiert
von Hartmut Metz

"Football is coming home", trällerten die englischen Kicker anno 1996,
als sich die besten Kontinentalteams bei der Europameisterschaft im
Mutterland des Fußballs ein Stelldichein gaben. "Chess is coming home"
müsste die Hymne heißen, weil die Schach-WM des Weltverbandes FIDE erstmals
in Indien und Iran ausgetragen wird.

Das altindische Tschaturanga gilt als Vorläufer des modernen Schachs.
Tschaturanga hieß das vier Waffengattungen umfassende Heer des
Subkontinents: Elefanten, Kampfwagen, Reiter und Fußsoldaten scharten sich
in vier Ecken um ihren jeweiligen König. Sprechen Verlierer heutzutage - um
nach einer Niederlage das zu Depression neigende Gemüt zu schonen - gerne
von Schach als "Glücksspiel", galt dies in den Anfängen des 6. Jahrhunderts
der christlichen Zeitrechnung durchaus. Würfel entschieden auf den 64
Feldern das Schlachtenglück der vier Parteien.

Während England 1996 durch die Elf von Berti Vogts düpiert wurde, ist
bereits in der dritten Runde der Schach-WM klar, daß kein noch so emsiger
deutscher Verteidiger virtuos genug für den Titel ist. Christopher Lutz
musste im zweiten Duell passen - ausgerechnet gegen einen
Mannschaftskameraden, der beim deutschen Meister SG Köln-Porz ein Brett
hinter ihm gemeldet ist: Alexander Chalifman. Allerdings gewann der St.
Petersburger 1999 überraschend die zweite K.o.-WM in Las Vegas und galt
seitdem als Antipode des von der FIDE abtrünnigen Garri Kasparow. Chalifman
droht in Neu Delhi das gleiche Schicksal wie dem Weltranglistenersten, der
vor wenigen Wochen von Wladimir Kramnik seines WM-Titels beraubt wurde.

Schon gegen Lutz musste der FIDE-Weltmeister nach zwei Unentschieden in
die Schnellschach-Entscheidung, in der er sich mit 1,5:0,5 durchsetzte. Dass
Chalifman gegen den 21-jährigen Ungarn Peter Leko zweimal remisierte und
nach fünf weiteren Punkteteilungen die sechste Partie im Blitz gewann, kann
der Russe als großen Erfolg verbuchen. Im Januar war der 18 Plätze tiefer
eingestufte Titelverteidiger noch von dem Weltranglistensiebten in einem
Freundschafts-Wettkampf 4,5:1,5 auseinander genommen worden.

Während bei den Damen alles auf eine erneute chinesische Regentschaft
hinausläuft, gibt es bei den Herren nur einen heißen Anwärter auf den
Löwenanteil der rund acht Millionen Mark Preisgeld: "Mein Topfavorit heißt
Viswanathan Anand", meint der bulgarische Achtelfinalist Wesselin Topalow.
Auch Garri Kasparow, der sich nach seiner Schlappe gegen Kramnik diesmal
kleinlaut jede Spitze aus der Ferne gegen die FIDE-WM verkniff, sieht den
Weltranglistendritten vorne: "In dieser Form hat Anand bis zum Viertelfinale
überhaupt niemand zu fürchten."

In Neu Delhi konzentriert sich das Interesse auf den ehemaligen indischen
Sportler des Jahres. Nach Unentschieden mit Schwarz zerfleischte der "Tiger
von Madras" mit Weiß den Moldawier Viktor Bologan und Smbat Lputjan
(Armenien). Bei den anschließenden Analysen hängen Heerscharen von
Journalisten an den Lippen Anands. Der 30-Jährige hat Schach zum
Nationalsport gemacht. Als einziger Inder wird er jedoch froh sein, daß das
Finale vom 20. bis 26. Dezember in Teheran stattfindet - abseits der großen
Erwartungshaltung des Milliarden-Volkes.

Nach Persien wanderte Tschaturanga auch vor fast 1.500 Jahren. Im
Heldenepos "Schahnameh" ("Buch der Könige") berichtet der Dichter Firdausi
von einer indischen Gesandtschaft, die Schah Chosrös I. (532-578) 1.200 mit
Gold und Geschmeide beladenen Kamele sowie 90 Elefanten überbrachten. Dazu
ein Tschaturanga-Spiel mit 16 Smaragd- und 16 Rubinsteinfiguren. Chösrös
I. sollte aber künftig Tribut abführen, wenn ihm die Weisheit für die Regeln
des Kriegsspiels fehle. Der Magier Buzurgmir verdiente sich als Retter in
der Not ein Vermögen von 12.000 Dirhem, weil er die Züge aller Figuren von
Indien her kannte und den Gesandten Tachturita zwölfmal in Folge matt
setzte. Weil sich Meucheln des Königs schon damals nicht schickte, wurde der
Angriff auf ihn mit einem "Schah!" verkündet. Der Siegeszug des Schachs
begann damit in der arabischen Welt.

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