Hallo Schachfreunde, wieder liegt ein Schachwochenende hinter uns. In Bad Rappenau fanden Lehrgänge des Herren- und Damenkaders statt und am Samstag trat der DBSB im Mannschaftspokal gegen Stuttgart SF an. Von diesem Pokalkampf folgt ein kurzer Bericht. Ebenfalls am Samstag fand in Nürnberg ein Schnellturnier statt, von dem mir allerdings noch kein Ergebnis vorliegt. Ich werde versuchen, Euch das Resultat in der nächsten Nummer zu präsentieren. In Armenien ist am Wochenende die Mannschafts-WM der FIDE zu Ende gegangen. Am Schluss dieser Mail findet Ihr das Endergebnis und ein ausführliches WM-Tagebuch der runden 6 - 9. Das soll's für heute gewesen sein. In der nächsten Zeit stehen jedoch einige Ereignisse an, von denen es sich zu berichten lohnt. Wer schon einmal sehen will, was auf ihn zukommt, der kann dies auf meiner Homepage unter http://www.schachkomet.de tun. Dort findet sich neben vielen anderen Infos zum Thema Blindenschach auch ein Terminkalender, der alle wichtigen Termine enthält. Bis zum nächsten Mal verabschiedet sich Toni aus Augsburg Wie in jedem Jahr trat auch diesmal eine Auswahl des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds (DBSB) in der ersten Hauptrunde des DSB-Mannschaftspokals an. Beim Griff in die Lostrommel hatten wir diesmal etwas Pech - oder sollte man sagen Glück. Jedenfalls bekamen wir es mit den Stuttgarter Schachfreunden mit einer ausgewachsenen Bundesligamannschaft zu tun. Da schien eine Wiederholung des Erreichens der nächsten Runde wie im vergangenen Jahr gegen den Thüringen-Vertreter Walthershausen ziemlich aussichtslos. Ein wenig Hoffnung keimte auf, als unsere Gegner nur mit drei Spielern (es wird an vier Brettern gespielt) antraten. So hatte Dieter Bischoff an Brett 2 gegen Karsten Volke schon den kampflosen Punkt zur 1:0 Führung der DBSB-Auswahl eingeheimst. An den anderen drei Brettern sahen wir uns dann allerdings mit Gegnern konfrontiert, die 300 - 400 Elo-Punkte mehr aufwiesen als unsere Spieler. Von den vier nominierten Spielern der Stuttgarter haben Drei den Titel eines "Internationalen Meisters", ausgerechnet der Spieler mit der höchsten Elo-Zahl Buhmann ist (noch) ohne Titel. Ich selbst hatte es an Brett 1 mit den schwarzen Steinen mit Rainer Buhmann zu tun. In einer königsindischen Partie verurteilte mich mein Gegner von Anfang an zur Passivität und ich konnte nicht zu einem effektiven Gegenspiel finden. In der Zeitnotphase verlor ich dann ganz den Faden und so musste ich nach 4 Stunden kapitulieren. An Brett 4 hatte es Gert Schulz ebenfalls mit den schwarzen Steinen spielend mit Matthias Duppel zu tun. In einer skandinavischen Eröffnung konnte der Stuttgarter jedoch keinen Vorteil erzielen. Die Partie überschritt wohl nie die Remisbreite und so einigte man sich nach fast 5 Stunden auf Remis, als auf jeder Seite nur noch ein Turm und zwei Bauern auf dem Brett waren. Die Entscheidung fiel an Brett 3. Jürgen Pohlers spielte hier gegen Valeriy Bronznik. Wie so oft bei Jürgen kam es zu einer eigenwilligen Eröffnungsbehandlung, die diesmal aber durch den Gegner eingeleitet wurde. Jürgen suchte seine Chance durch ein Bauernopfer für Angriff - und er erhielt sie. Zwei Mal hatte er die Möglichkeit, seinem Gegner den entscheidenden Schlag zu versetzen, aber in bereits knapp werdender Bedenkzeit fand Jürgen leider nicht die richtigen Züge. Die Partie mündete dann in ein Turmendspiel und Jürgens Gegner bot Remis an. Da aber zu diesem Zeitpunkt klar war, dass uns nur ein voller Punkt zum Sieg verhelfen würde, spielte Jürgen weiter. In der zweiten Zeitnot verlor Jürgen dann doch etwas den Faden und die Routine des für Stuttgart spielenden Ukrainers setzte sich durch, so dass Jürgen nach mehr als 5 Stunden die Waffen strecken musste. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass diesmal nicht viel gefehlt hätte und unser Team häte für eine Sensation gesorgt. DBSB 2160 - Stuttgarter SF 2456 1,5:2,5 Lindenmair Anton 2127 - Buhmann Rainer 2505 0 :1 Bischoff Dieter 2313 - IM Volke Karsten 2467 1 :0 kampflos Pohlers Jürgen 2133 - IM Bronznik Valeriy 2407 0 :1 Schulz Gert 2067 - IM Duppel Matthias 2446 0,5:0,5 Am Samstag ging die Mannschafts-WM der FIDE in Armenien zu Ende. Die Ergebnisse der ersten 4 Runden haben wir in Info-Mail Schach Nr. 149 schon gehabt. Hier nun der Endstand und die Rundenergebnisse der Runden 5 - 9. Dazu ab Runde 6 ein WM-Tagebuch von Dirk Poldauf (Zeitschrift Schach). 5th World Chess Team Championship ENDSTAND 1. Ukraine 21,5 2. Russia 21,0 3. Armenia 20,0 4. Germany 18,5 5. Hungary 16,5 6. Uzbekistan 15,5 7. Cuba 14,5 8. FYROM 9,5 9. Iran 7,0 October 16, 2001 Round 5 GERMANY - ARMENIA 3 :1 CUBA - FYROM 3 :1 UZBEKISTAN - IRAN 3,5:0,5 UKRAINE - HUNGARY 2,5:1,5 October 17, 2001 Round 6 IRAN - UKRAINE 0,5:3,5 FYROM - UZBEKISTAN 2,5:1,5 ARMENIA - CUBA 3 :1 RUSSIA - GERMANY 3,5:0,5 "Wir haben heute Pech gehabt", lauteten Alexander Grafs Worte, als er mich begrüsste. Auch Artur Jussupow wirkte nach seiner Niederlage äusserst ernst. Beide waren mit den schwarzen Steinen im Kampf gegen Russland gegen Swidler und Grischuk schnell in schlechte Stellungen geraten, aus denen sich Artur unter Bauernopfer und Alexander mit dem Fressen von Bauern zu retten versuchten. Vergeblich. Einen einsamen Thomas Luther traf ich in den Katakomben des Nationaltheaters von Jerewan, dem Schauplatz der 5. Mannschafts-Weltmeisterschaft. Er hatte gegen Rublewski alle Figuren in den Angriff gebracht und war auch nach der Partie noch sicher, irgendwo auf Gewinn gestanden zu haben. Vielleicht, so meinte der Erfurter, hätte er nicht Turm f1 spielen und den Bauer halten sollen. Einzig Christopher Lutz konnte in der letzten laufenden Partie des Tages einen halben Zähler für Deutschland retten. Und auch den wollten ihm die Russen in der Analyse noch streitig machen. Immerhin haben die Deutschen, die das Turnier mit vier Spielern durchspielen müssen, morgen einen Ruhetag. Zum Wunden lecken. Gerade sind sie gemeinsam ins Hotel abmarschiert, während mich die Armenier Akopjan und Minasjan (heute 3:1 gegen Kuba) in ein unweit des Spielortes gelegenes Internetcafe geleiteten, wo ich bei armenischer und russischer Schlagermusk einige Eindrücke des Tages zusammenfasse. Es begann lustig, als mich der Taxifahrer partout nicht in die Oper ("Dort gibt es Ballett und kein Schach!"), sondern in den Schachpalast ("Hier haben Petrosjan und alle gespielt!") fahren wollte und auch fuhr. Als ich mich dann doch noch durchsetzen konnte, begegnete mir auf der Treppe der Oper Hauptschiedrichter Geeurt Gijssen, der mir, als ich ihn um eine Information bat, zurief: "Warten Sie hier auf mich, ich muss wie jeden Tag um das Wasser streiten!" Es gibt am Spielort Probleme mit der Wasserzufuhr. Auf den Toiletten stehen große Flaschen mit Mineralwasser. Bei der neuen Bedenkzeitregelung der Fide (90 Minuten für die Partie plus Bonus von 30 Sekunden pro Zug) können die Spieler sowieso kaum noch das Brett verlassen, da sie sich mit zunehmender Partiedauer in immer größerer Zeitnot befinden. Ein trauriger Tag für Schachdeutschland. Gestern noch waren unsere Jungs gegen einen bärenstarken Gastgeber mit 3-1 erfolgreich gewesen. Heute das Debakel, das eine Medaille vorerst in weite Ferne rücken lässt. Habe ich das Unglück gebracht? Jedenfalls bedauerte Artashes Minasjan gerade, dass ich nicht schon gestern angereist bin. Ausserdem habe es heute zum ersten Mal seit längerer Zeit geregnet... Dirk Poldauf, Jerewan October 18, 2001 Round 7 CUBA - RUSSIA 1 :3 UZBEKISTAN - ARMENIA 2 :2 UKRAINE - FYROM 2 :2 HUNGARY - IRAN 3,5:0,5 Bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft in Jerewan lief heute alles für Russland. Der Topfavorit setzte sich mit 3:1 ueber die Kubaner hinweg. Auf wackeligen Beinen stand allerdings Alexej Drejews Sieg gegen Reynaldo Vera. Der Mann aus Moskau gab zu, nach der Eröffnung schlecht gestanden zu haben. "Doch dann begann er zu opfern", meinte der Moskauer grinsend. Der Kubaner Walter Arencibia, der neben mir im Internetcafe sitzt, schildert mir soeben den Matchverlauf aus seiner Sicht. Er sagt, dass Vera die Verteidigung Springer e2 völlig übersehen habe. Ausserdem glaubte er, mindestens Dauerschach zu haben. Doch dem war nicht so... An Brett 1 soll Lenier Dominguez gegen Peter Swidler einen Moment lang sehr gut gestanden haben, doch Swidler habe sich schnell und gut verteidigt. Letztlich hatte der Russe im Springerendspiel sogar einen Bauern mehr, aber das Remis war korrekt. Ebenso wie bei Arencibia selbst gegen Grischuk. Der schwache kubanische Bauer wurde mit aktivem Spiel ausgeglichen, das russische Remisangebot akzeptiert. Abreu war an Brett 4 gegen Sakajew ohne Chance. Morgen spielen die Männer von der Zuckerinsel gegen Deutschland. "Wir wollen uns für die 0,3:3,5-Niederlage von der Schacholympiade 1998 in Elista revanchieren", sagt Walter und lächelt. Natürlich werde dies gegen die Deutschen sehr schwer. Wie sie gespielt hätten, fragte er noch. Achso ja, sie waren ja spielfrei. Das Wundenlecken, genannt Mannschaftsbesprechung, war heute um 16.00 Uhr angesetzt. Die Männer um Teamchef Uwe Bönsch, der sich wie Alexander Graf und Thomas Luther heute im Operhaus sehen liess, hatten heute Glück im Unglück, denn die Ukrainer und Armenier versagten. Die Ukraine schaffte nur vier klägliche Remisen gegen die bisher arg gebeutelten Mazedonier. Die längste Partie des Tages knetete "Wunderkindel" Ponomarjow gegen Nedew. Doch nur Remis trotz Mehrbauer im Turmendspiel. Manch einer mag gedacht haben, dass "Pono" jedes bessere Endspiel gewinnt. Ganz schwach heute die Gastgeber. Lputjan legte gegen Juldaschew das 0-1 vor. "Ein Grossmeister darf kein einzügiges Matt übersehen" schimpfte der Vater von Spitzenbrett Akopjan. Sohnemann Wladimir entschärfte Usbekistans Weltklassemann Rustam Kasimdshanow - remis. Waganjan schien eher Probleme zu haben, doch plötzlich brandete Beifall im Saal auf. Sein usbekischer Gegner scheint einen Turm eingestellt zu haben. Riesenglück für Armenien auch am vierten Brett, wo Punktegarant Ashot Anastasjan mit Minusbauern in höherem Sinne gegen den Nobody Jegin auf Verlust stand. Die unsägliche Bedenkzeitregelung sorgt dafür, dass die Spieler oft stundenlang in Zeitnot sind. So auch hier. Schliesslich willigte der Usbeke entnervt in das Remis durch Zugwiederholung ein und handelte sich ebenso wie sein Kollege an Brett 2 wüste Schelte seines Mannschaftskapitäns ein. "Ich weiss, dass ich auf Gewinn stand, doch ich bin durcheinander gekommen". Dies wiederholte er einige Male, doch es half nicht. Anastasjan holte sich trotz schwacher Leistung den Beifall des zahlreichen Publikums für den halben Zähler ab, der Armenien selbst im Kampf um Gold noch alle Chancen lässt, auch wenn die Russen zuletzt einen viel stärkeren Eindruck als das Team der Gastgeber machten. Dirk Poldauf, Jerewan October 19, 2001 Round 8 FYROM - HUNGARY 1,2:2,5 ARMENIA - UKRAINE 1,5:2,5 RUSSIA - UZBEKISTAN 2 :2 GERMANY - CUBA 2 :2 "Vivat Cuba!", solle ich heute in meinem Tagesbericht schreiben, sagte mir der kubanische Ersatzspieler Abreu nach dem 2:2 seiner Mannschaft gegen Deutschland. Doch dies würde den Jungs von der Insel eigentlich zu viel der Ehre antun, denn die von ihnen sehr hoch geachteten Deutschen haben ihnen diesen Erfolg quasi geschenkt. Es fing alles so gut an mit dem schnellen Sieg von Artur Jussupow gegen Lenier Dominguez. Artur hatte den Kubaner in einer für diesen unbekannten Eröffnungsvariante gefangen, die er am Ruhetag vorbereitet hatte. Nach dem Fehler Dame e6 gab es kein Entrinnen mehr. Artur entschuldigte sich bei seinem Gegner und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie das nächste Mal eine richtige Partie auf dem Brett haben werden, "denn das heute war nicht fair". Als Artur von der Analyse wieder auf die Bühne strebte, informierte ihn Peter Leko über die Geschehnisse in der Partie Graf-Arencibia. Der deutsche Bär schlug nur vor Schreck die Hand vor den Kopf. Alexander Graf hatte in einem Springerendspiel seinem Gegner den Springer zum Frass hingestellt. Arencibia, der die ganze Zeit über äusserst zappelig gewirkt hatte, war völlig konsterniert. Eine Zehntelsekunde später sah es auch Alexander. Der Springer war weg und die Partie sofort beendet. Dabei hatte Weiss vorher und auch noch in der Schlusstellung (vor Sc4-d2??) noch berechtigte Gewinnversuche unternehmen können. Der Leipziger konnte sich diesen für eine Weltmeisterschaft unglaublichen Lapsus überhaupt nicht erklären. Im Schach scheint eben alles möglich. An der Bedenkzeit konnte es nicht gelegen haben, denn das Chronometer wies noch 22 Minuten für ihn aus. Mir gefiel, dass Artur seinen immer noch sichtlich geschockten Mannschaftskameraden nur wenige Minuten nach der Katastrophe kurz umarmte. Fakt ist, dass es im Saal sehr unruhig bis laut war, zumal in der Ecke, in der die Deutschen spielten. Denn dort sammelten sich die armenischen Zuschauermassen vor den vier Demonstrationsbrettern, an denen die Partien ihrer Idole übertragen wurden. Die Schiedsrichter haben es längst aufgegeben, gegen den Lärm anzukämpfen. Doch auch die Armenier hatten nichts zu lachen. Wladimir Akopjan stahl sich gegen Wassili Iwantschuk mit einem schnellen Remis aus der Verantwortung, ähnlich wie Karen Asrjan gegen Wladimir Baklan. Da zeichnete sich schon ab, dass Rafael Waganjan als Schwarzer gegen Ruslan Ponomarjow enen schweren Stand haben würde. Der 50-jährige Porzer verlor schliesslich tatsächlich gegen das knetende Wunderkindel. Wenigstens schaffte Artashes Minasjan aus etwas schlechterer Stellung heraus das Remis gegen Oleg Romanischin. Beifall für diese Leistung vom lauten, aber sachkundigen Publikum. Das geschah exakt um 17.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit (20.00 hier). Danach bin ich sofort losgegangen, um diesen Bericht zu verfassen. Alexej Drejew versucht zur Zeit noch, ein Turmendspiel mit Mehrbauern gegen den Usbeken Safin zu gewinnen. Ansonsten hätten die Russen nur 2:2 gespielt. Das wäre dann nur ein halber Punkt Vorsprung vor der morgigen Schlussrunde gegen die Ukraine. Ein echtes Finale - mit den Armeniern in Lauerstellung. Für Deutschland sind die Medaillenhoffnungen geplatzt. Es gilt, sich im Schlussgang gegen die immer stärker werdenden Usbeken den vierten Platz zu sichern. Dirk Poldauf, Jerewan October 20, 2001 Round 9 UZBEKISTAN - GERMANY 1,5:2,5 UKRAINE - RUSSIA 2,5:1,5 HUNGARY - ARMENIA 2,5:1,5 IRAN - FYROM 2,5:1,5 Die Ukraine ist Weltmeister! In einem dramatischen Kampf wurden die Russen mit 2,5:1,5 vom Thron gestuerzt. Held des Tages war einmal mehr Ruslan Ponomarjow, der in einem dramatischen Ringen Alexej Drejew bezwang. Der Russe ging mit einem Minusbauern in das Endspiel. Trotz der ungleichfarbigen Läufer ist gegen einen Ponomarjow in so einer Stellung kein Kraut gewachsen. Drejew kämpfte verbissen. Auch gegen die Uhr. Mehrfach war der Moskauer bis auf fünf Sekunden herunter (30 Sekunden Bonus pro Zug), während der Ukrainer seine starken Züge mit stoischer Ruhe abspulte. Irgendwann hielt Drejew der Dauerzeitnot nicht stand und gab auf. Nebenan witterten die Armenier plötzlich ihre Chance auf Gold. Als Publikumsliebling Rafael Waganjan gegen den Ungarn Peter Leko gewann, stand das Haus Kopf. Ohrenbetäubendes Klatschen, Pfeifen, Johlen des Publikums. Eine Stimmung wie auf dem Fussballplatz. So muss es sein. Emotion pur beim Schach. Das gibt es nur in Armenien. Da half es auch nicht, dass Peter Swidler (frühes Schwarzremis gegen Wassili Iwantschuk) das Publikum mit ausgebreiteten Armen zu beschwichtigen versuchte, da sich sein Landsmann Drejew in der alles entscheidenden Partie in horrender Zeitnot befand. Am Ende verlor Armenien jedoch 1,5:2,5 gegen die Magyaren und musste sich mit Bronze zufrieden geben. Deutschland verschaffte sich mit dem 2,5:1,5 gegen Usbekistan einen guten Abgang. Die Asiaten hatten am Abend zuvor ein 2:2 angeboten. Doch solche Mauscheleien sind mit einem Teamchef wie Uwe Bönsch nicht zu machen. Und das ist auch gut so. Schach-Deutschland hat international einen extrem guten Ruf. Und der wurde bei der ersten WM-Teilnahme mit Rang vier verteidigt. Auch wenn nicht alle Träume reiften. Es gibt viel auszuwerten in der nächsten Ausgabe von "Schach". Es ist viel passiert in Jerewan. Unter anderem wird Ruslan Ponomarjow im Interview zu Wort kommen und sich auch zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äussern, die im Zusammenhang mit dem Assejew-Fall in Ohrid gegen ihn laut geworden waren. So spröde, wie er gern dargestellt wird, präsentierte sich der neue ukrainische Held im Interview ganz und gar nicht. Mehrfach brach er in lautes Lachen aus. Dann holten ihn seine Team-Kameraden Wereslaw Eingorn und Wladimir Baklan zum Feiern ab. Dazu gibt es in "Schach" 11/2001 ein "Schachfragen-Special". Lassen Sie sich überraschen. Aus dem sonnigen Jerewan verabschiedet sich - Dirk Poldauf.