Hallo Schachfreunde, nachdem wir uns das letzte Mal ganz dem Geschehen im Spitzenschach der Sehenden gewidmet haben, steht heute wieder das Blindenschach im Mittelpunkt der Ausgabe Nr. 203 von Info-Mail Schach. Zunächst könnt Ihr den bereits angekündigten Bericht vom Open im spanischen Benasque lesen, den mir dankenswerterweise Ludwig Beutelhoff zugesandt hat. Danach werfen wir dann noch einen Blick auf die neueste Eloliste der FIDE, diesmal aus der Sicht der Spieler des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und dass die Gewitter, die im Moment überall aufziehen nicht zu heftig werden! Euer Toni aus Augsburg Wieder einmal in Benasque In Benasque, einem 2000 Einwohner Städtchen, hoch oben in den spanischen Pyrenäen, findet seit 1981 alljährlich Anfang Juli ein internationales Open statt. Paralell hierzu wurden bislang 3 internationale Blindenschachturniere durchgeführt, das letzte im Jahre 2000. Man ist hier also an blinde und sehbehinderte Schachspieler gewöhnt, nicht zuletzt weil die spanische Blindenschachnationalmannschaft das Open zum Wettkampftraining nutzt, ähnlich wie der DBSB das Turnier in Bad Wörrishofen. In diesem Jahr nahmen auf Einladung von Miguel Royo, dem langjährigen Turnierdirektor 2 Vertreter des DBSB (Peter Kuhlmann und ich) am Open teil. Mit uns waren von den 358 Teilnehmern 10 blinde und Sehbehinderte am Start. Im Feld waren 17 internationale Großmeister, 3 Frauengroßmeisterinnen, 24 internationale Meister und 14 FIDE-Meister. Bemerkenswert war, dass insgesammt 29 Spieler das Turnier aus den unterschiedlichsten Gründen vorzeitig abbrachen. Das Turnier in Benasque hat seine Besonderheiten, an die man sich zunächst gewöhnen muss. Hier werden seit einigen Jahren nicht wie üblich 9, sondern 10 Runden gespielt. In diesem Jahr wurde auch eine neue Zeitregelung angewandt. Man wollte sich nach Möglichkeit der seit 1.7.01 geltenden Zeitregelung der FIDE anpassen. Grundlage hierfür ist der sogenannte "Fischer-Modus", dafür benötigt man spezielle elektronische Uhren, die jedoch nicht in entsprechender Zahl vorhanden waren. Darum wurde folgende Regelung angewandt: 28 Züge in 75 Minuten pro Spieler und danach 1 Std. pro Spieler für den Rest. Das führte dazu, dass ein großer Teil der Partien schon nach knapp 2 Stunden entschieden war. Peter und auch mich hat diese Regelung wohl auch den einen oder anderen halben Punkt gekostet. Dennoch glaube ich, dass Peter mit seinen 5,5 Punkten (Platz 116) und auch ich mit 4,5 Punkten (Platz 189) zufrieden sein dürfen, zumal ich dabei eine Elo-Halbwertung erreicht habe und nun zusehen muss, woher ich die andere Hälfte bekomme. Von den spanischen blinden und sehbehinderten Kollegen erreichten Martinez (Platz 74) und Enjuto (Platz 88) die besten Ergebnisse, wobei besonders Enjuto auf sich aufmerksam machte, weil er einen kubanischen IM schlug und gegen Großmeister Westerinen remis spielte. Das Turnier gewannen der Armenier Karen Movsziszian und der für die Schweiz spielende Vadim Milov punktgleich mit 8,5 Punkten. Hinter ihnen folgten dicht gedrängt auf den Plätzen 3 - 7 Berkes (HUN), Giorgadze (GEO), Matthias Röder (GER), Stefanova (BUL - Frauengroßmeisterin!) und Kogan (ISR). Wer 7,5 Punkte erreichte, war noch im Preisgeld. Es gab Sonderpreise für die beste Dame, den besten Jugendlichen, den besten alten Herren über 60 und den besten Spieler aus der Region. Einen Sonderpreis für den besten Sehbehinderten gab es nicht. Man sollte sich das für die Zukunft vielleicht ernsthaft überlegen. Abschließend können wir sagen: Benasque war die manchmal etwas beschwerliche Reise wert, und wir sind vielleicht nicht zum letzten Mal da gewesen. Ludwig Beutelhoff Am 01.07.2002 hat die FIDE wieder - wie alle 3 Monate - die neuesten Ranglisten herausgegeben. In der aktuellen Aufstellung finden sich 12 Spieler des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds (DBSB). Das ist ein Spieler mehr, als in der vergangenen Liste. Frank Schellmann ist wieder von den "inaktiven" zu den "aktiven" Spielern gewechselt. Große Veränderungen gab es bei den übrigen 11 Spielern nicht. Die Verschiebungen bewegen sich durchwegs im einstelligen Bereich. Hiervon gibt es nur zwei Ausnahmen: Jürgen Pohlers konnte seine Wertungszahl von 2133 auf 2144 steigern. Über einen gewaltigen Sprung nach vorne darf sich Gert Schulz freuen. Durch sein "Superturnier" in Bad Wörishofen im März verbesserte er sich um sage und schreibe 36 Punkte und steht nun bei 2103 Punkten. Neben den unten aufgeführten 12 aktiven Spielern verfügen noch die Spieler Robert Drasch, Reinhold Ripperger, André Schlierf und Josef Semmler über eine "inaktive" Zahl. Name Neu Alt Zier, Ludwig 2240 - 0 2240 Bischoff, Dieter 2233 - 6 2233 Dobierzin, Olaf 2161 - 3 2159 Mueller, Manfred 2153 - 4 2160 Heinich, Manfred 2153 - 0 2153 Pohlers, Juergen 2144 - 7 2133 Lindenmair, Anton 2132 - 4 2127 Kuhlmann, Peter 2132 - 0 2132 Engl, Heinz 2126 - 3 2127 Schellmann, Frank 2115 - 5 .... Schulz, Gert 2103 - 9 2067 Kroeger, Eckhard 2101 - 0 2101