Hallo Schachfreunde, nachdem Ihr nun den ganzen August keine Info-Mail erhalten habt, ist es wieder an der Zeit, ein Lebenszeichen von mir und der Info-Mail zu erhalten. Der Sommer und damit auch die Zeit, in der Schach etwas auf Sparflamme kocht, ist wohl langsam vorbei. Doch auch im August gab es ein medienwirksames Ereignis, von dem wir heute berichten wollen. In Mainz haben sich die "Chess-Classics" wohl endgültig etabliert. Diesmal u.a. mit dem "Duell der Grazien" zwischen Alexandra Kosteniuk und Elisabeth Pähtz. Von diesem Match und den anderen Ereignissen könnt Ihr anschließend einen Bericht von Anna Dergachova-Daus lesen. Ich möchte Euch noch darauf hinweisen, dass es im September auch wieder mit Turnieren aus dem Blindenschach weiter geht. Zunächst sind ab dem kommenden Samstag die Senioren in Bad Liebenzell an der Reihe. Am darauf folgenden Wochenende feiert der Blindenschachclub Stuttgart sein Jubiläum mit der "Internationalen Schwäbischen Schnellschachmeisterschaft" in Endersbach. Info-Mail Schach wird von beiden Ereignissen berichten. Diese beiden Turniere bilden jedoch nur den Auftakt zu einem "heißen Herbst". Eine ganze Reihe von Veranstaltungen stehen im Blindenschach an. Wer sich mal vorab informieren möchte, schaut am besten auf meiner Homepage im Terminkalender nach. http://www.schachkomet.de/termin.htm Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen Euer Toni aus Augsburg Mainz Chess Classic 2002 14. - 18. August, Rheingoldhalle Mainz Von Anna Dergachova-Daus Der Marathon in Mainz ist nun vorbei. Für mich waren es 4 unvergessliche Tage. Zum ersten Mal in meiner Praxis habe ich versucht, das Schachspiel, Zuschauen und Pressearbeit miteinander zu verbinden. Was das Schachspiel betrifft, bin ich fast zufrieden. In beiden Turnieren bin ich auf starke Gegnerschaft getroffen (im Schnellschach waren es 4 GM, 2 IM und 2 FM), und einige konnten sich davon überzeugen, dass ich nicht nur unfallfrei die Figuren aufbauen, sondern auch die eine oder andere Partie gewinnen kann. Männerschach/Frauenschach Dabei wollen es die Männer nicht wahr haben, dass Frauen mit ihnen mithalten, oder sie gar schlagen können. GM Michael Saltaev zog in einer total abgeriegelten Remisposition mindestens 20 mal hin und her, bis er endlich mit einem tiefen Seufzen in das Unentschieden einwilligte. IM Valeri Bronznik bot mir mit zwei Minusbauern und der schlechteren Zeit remis an und war sichtlich verärgert, da ich sein Angebot nicht zu schätzen wusste. GM Robert Rabiega verlor gegen mich im Fischer-Schach und unterlag im normalen Schnellschach meiner Freundin Natalia Kiseleva (die übrigens noch GM Raj Tischbierek schlug). Seine Erklärungversuche sahen dann so aus, dass meine Röcke zu kurz und die Oberteile zu eng waren. Doch mein alter Moskauer Schul- und Mannschaftskamerad Vladimir Chuchelov ließ sich davon nicht verwirren. "Wie in alten Zeiten im Pioneer-Palast" - bemerkte er und überspielte mich im Endspiel souverän. Mit meiner schlechten Zahl (2247) waren mir immer bessere Gegner sicher. Ein einziges Mal wurde ich nach unten gelost und selbst da traf ich dann auf GM Alexander Graf, der mit 4 aus 6 nicht so gut gestartet war. Er ließ auch nichts anbrennen und gewann trotz aller meinen Bemühungen die Partie. Doch wahrscheinlich hat auch er sich unsere Partie etwas einfacher vorgestellt und lief danach eine ganze Weile nachdenklich im Saal herum und musste daran sogar vom Schiedsrichter erinnert werden, das Ergebnis zu melden. Am Ende hieß es für mich 6,5 aus 11 und damit der 3. Frauenpreis. Bei den Frauen gewann Ketino Kachiani-Gersinska (7 aus 11) zusammen mit Natalia Kiseleva (sie hat hochverdient auch die Gesamtwertung bei den Frauen gewonnen). Das war es mit der eigenen Spielerei, das Zuschauen machte noch mehr Spaß. Erstens war das Turnier super organisiert. Ich glaubte, dass es bei 494 Teilnehmer am Ordix-Open eine ganze Weile dauern würde, bis die Auslosung der jeweiligen Runde fertig ist. Doch weit gefehlt! Das Team von Hans Walter Schmitt und seiner Ehefrau leistete hervorragende Arbeit. Nur wenige Minuten nachdem das letzte Ergebnis gemeldet wurde, erklang die Musik und damit wurden die Schachspieler erneut aufgefordert, sich an die Bretter zu begeben. Die Übertragung von ChessGate funktionierte auch fehlerfrei und bot somit den Zuschauern die Möglichkeit die ersten Bretter des Opens über die riesigen Leinwände und Monitore zu verfolgen. 47 Großmeister, 31 Internationalen Meister und 37 Fide-Meister kamen nach Mainz, um Schnellschach zu spielen. Die sehr guten Preise sorgten dafür, dass jeder ein Stück vom Kuchen haben wollte, doch nur einer konnte gewinnen! Aber auch für die Schachamateure gab es zahlreiche Rating- und Sonderpreise zu gewinnen. In diesem Jahr schaffte es der erster Sekundant von Ruslan Ponomariov, GM Viorel Bologan, mit dem hervorragenden Resultat von 9,5 aus 11 den ersten Preis in Höhe von 4.500 Euro nach Hause zu nehmen. Vor 2 Monaten ist er Vater einer Tochter geworden und kann das Geld zur Zeit vermutlich sehr gut gebrauchen. Ebenfalls frisch gebackener Vater von Zwillingen wurde GM Peter Svidler und belegte im Ordix-Open mit 9 Punkten den 4.Platz. Mit 18 Punkten gewann er vor GM V.Bologan und D.Fridman die Gesamtwertung aus beiden Turnieren. Der zweite Platz ging wieder nach Essen, dieses mal durch Igor Glek nach Katernberg. Dritte wurde GM Evgeni Agrest. Aber im Mittelpunkt standen natürlich die beide Duelle der Weltmeister und der Grazien. Anand zeigte am letzten Tag noch einmal, dass "der Tiger von Madras" seine Zähne noch nicht verloren hat und mit einem schönen Figurenopfer in der letzten Partie entschied er das Match für sich. Auch die deutsche Hoffnung Elisabeth Pähtz konnte die letzte Partie sehr überzeugend gewinnen und damit ausgleichen. Seit einem Jahr trainiert sie sehr intensiv mit Arthur Jussupow und ihr Spiel ist viel tiefer und reifer geworden. "Ich brauche gegen Alexandra nur die Damen zu tauschen" - sagte Elisabeth am Abend zuvor zu mir - "strategisch ist sie nämlich gar nicht gut". "Du könntest auch etwas für dein Outfit tun, - erwiderte ich - "du bist ja ein hübsches Mädchen mit einer guten Figur. Die brauchst du nicht zu verstecken. Schließlich heißt es hier "Duell der Grazien". An deiner Stelle hätte ich versucht, die Zuschauer davon zu überzeugen, dass du gegen die "Kurnikova des Schachs" locker auftreten kannst." Und wahrhaftig, meine Worte hatten zur Folge, dass Elisabeth sich von ihrem damenhaften Anzug trennte und sich für ein glänzendes Top entschied. Aber nicht nur ihr Top, sondern auch ihre schachliche Form war am letzten Abend glänzend. Im Blitzschach behielt jedoch Alexandra Kosteniuk in der 3. entscheidenden Partie die Nerven und gewann den Tiebreak mit 2:1. Kommentatoren Wie in Dortmund, so konnte man auch hier den Kommentaren der Großmeister lauschen. Die Kommentare waren sachlich und gleichzeitig witzig, auf jeden Fall nie langweilig. Doch die Kommentatoren waren in der Rheingoldhalle außerdem noch Teilnehmer am Ordix-Open, und ich glaube, dass keiner von ihnen mit seinem Ergebnis zufrieden war. GM Arthur Jussupow kam auf Platz 23, GM Eric Lobron auf Platz 41. So bleibt nur noch zu hoffen, dass den Schachliebhabern auch im nächsten Jahr wieder eine große Show geboten wird.