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Info-Mail Schach Nr. 241


Hallo Schachfreunde,

Herbert hat in der letzten Ausgabe von Info-Mail Schach über die erste
Partie des Wettkampfs zwischen Kasparov und dem Schachprogramm "Deep Junior"
berichtet, in der Kasparov seinem Gegner keine Chance ließ. Auch in der
zweiten Partie sah es zunächst so aus, als ob Kasparov wieder den vollen
Punkt machen würde. Doch Junior konnte sich durch ein Damenopfer in ein
Remis durch drohendes Dauerschach retten. In der Nacht von Donnerstag auf
Freitag (deutscher Zeit) fand nun Partie 3 in New York statt. Auch diesmal
sah zunächst Kasparov besser aus, aber dann ...

Hier könnt Ihr lesen, was in der Online-Ausgabe des "Spiegel" über diese
Partie zu lesen ist. Ganz am Ende dann noch die Partienotation.

Viel Spaß und ein schönes Wochenende wünscht
Toni aus Augsburg

SPIEGEL ONLINE
Kasparow gibt auf

Die so druckvoll vorgetragene Attacke Garry Kasparows tropfte am stoisch
mauernden Schachcomputer Junior ab. Die Analysen verschoben sich Stück für
Stück zugunsten des Rechners. Dann ein spektakulärer Fehler Kasparows, und
binnen weniger Züge war seine Lage aussichtslos: Das Match ist bei 1.5 zu
1.5 wieder völlig offen.

So kann sich das Bild verändern: Zwei Stunden lang dominierte Kasparow das
Spiel, drängte und drückte, spielte gewagt auf Gewinn. Zeitweilig sah Junior
einfach nur schlecht aus, doch im Mittelspiel begann sich das Blatt zu
wenden. Kasparows Wucht lief aus: Stoisch verteidigte Junior seine
Position - und mit einem Mal sah man auch von ihm gewagtere Varianten.
In der Mitte der 20er-Züge erschien das Bild weitgehend ausgeglichen, und
Junior stellte sich zunehmend offensiver auf. Kasparow fehlte nun zunehmend
die Zeit, seine Züge gründlich zu überdenken, immer schneller wurden die
Züge. Würde es erneut zum Remis kommen?
Der 32. Zug markierte einen weiteren Wendepunkt, der Kasparow mit einem Mal
in die Defensive zwang: Der als impulsiv bekannte Großmeister ließ einige
Flüche hören, als er eine Offensiv-Möglichkeit Juniors schlicht übersah. Der
Rechner hingegen nicht: Erstmals schaffte der es, den weißen König direkt zu
bedrohen. Kasparow hatte einen Zug übersehen, der zum Schachmatt geführt
hätte.
Nun versuchte Kasparow, ein Endspiel zu erreichen, das vielleicht doch noch
zum Remis hätte führen können. Doch zum ersten Mal standen alle Wetten gegen
ihn: "Es wäre ein Wunder", kommentierte Mig Greengard, einer der
Kommentatoren, "wenn er dieses Spiel noch retten könnte!"

Doch Kasparow schaffte kein Wunder: Vier Züge weiter war für ihn mit nur 2
Minuten Restzeit auf dem Konto nicht nur die Uhr abgelaufen, sondern die
Lage auch aussichtslos: Kasparow gab auf!
Damit ist das Match wieder völlig offen, und die Voraussetzungen für einen
Erfolg von Deep Junior stehen weit besser, als noch vor wenigen Stunden
gedacht: Stärker spielt Junior mit Weiß, und Weiß ist seine Farbe in zwei
der drei noch verbleibenden Partien. Kasparow, der mit dem Schaukampf gegen
den Computer selbst unter Beweis stellen wollte, dass der menschliche Geist
der Maschine noch immer überlegen ist, steht nun gehörig unter Druck.
Weiter geht's am Sonntag, wieder ab 21.30 Uhr MEZ: Das Match von New York,
das so einseitig begann, wird zusehends zum Krimi.

Kasparov,G (2845) - DEEP JUNIOR [D45]
FIDE Man-Machine WC, New York USA (3), 2003
1. d4 d5 2. c4 c6 3. Sc3 Sf6 4. e3 e6 5. Sf3 Sbd7 6. Dc2 b6
7. cxd5 exd5 8. Ld3 Le7 9. Ld2 0-0 10. g4 Sxg4 11. Tg1 Sdf6
12. h3 Sh6 13. e4 dxe4 14. Lxh6 exd3 15. Txg7+ Kh8 16. Dxd3
Tg8 17. Txg8+ Sxg8 18. Lf4 f6 19. 0-0-0 Ld6 20. De3 Lxf4 21.
Dxf4 Lxh3 22. Tg1 Db8 23. De3 Dd6 24. Sh4 Le6 25. Th1 Td8
26. Sg6+ Kg7 27. Sf4 Lf5 28. Sce2 Se7 29. Sg3 Kh8 30. Sxf5
Sxf5 31. De4 Dd7 32. Th5 Sxd4 33. Sg6+ Kg8 34. Se7+ Kf8 35.
Sd5 Dg7 36. Dxd4 Txd5
0-1
 

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