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Info-Mail Schach Nr. 319


Hallo Schachfreunde,

bevor wir uns wieder der Berichterstattung aus Höckendorf (Sachsen!) widmen,
muss ich einen kleinen Fehler korrigieren, der mir bei der letzten Info-Mail
unterlaufen ist. Ein aufmerksamer Leser wies mich darauf hin, dass
Höckendorf nicht in Thüringen sondern in Sachsen liegt. Ich hatte mich wohl
täuschen lassen, da auf der Homepage der Meisterschaft vom "Förderverein
Schach Thüringen e. V." die Rede ist.

Doch nun zu den Ereignissen der Runden 4 bis 6. Zunächst setzte der
Vertreter des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbunds Dieter
Bischoff seine schwarze Serie fort und verlor in Runde 4 mit den weißen
Steinen gegen Eckart Bauer (Elo 2276). Dann endlich in Runde 5 gab es
wenigstens einen Teilerfolg. Gegen den alten Haudegen FM Vladimir Budde (Elo
2308) konnte Dieter - wieder mit den weißen Steinen spielend - in einer
wüsten Partie seinen ersten halben Punkt einheimsen. Leider konnte er in
Runde 6 dieses Erfolgserlebnis nicht wiederholen. Gegen Walter Pohl (Elo
2217) musste Dieter den Punkt abgeben.

In Runde 7, die gerade läuft, während ich diese Zeilen schreibe, kommt es in
Höckendorf zum Duell von zwei Lesern von "Info-Mail Schach". Dieter Bischoff
spielt heute gegen den Münchner IM Thomas Reich (Elo 2408).

Im Open hat unser Frank Schellmann leider die Runden 4 und 5 gegen die
beiden FM verloren. In Runde 6 folgte aber dann wieder ein Sieg und so
belegt Frank im Moment mit 4,0 Punkten aus 6 Runden Platz 3 bis 5 hinter den
beiden führenden FM.

Unten findet Ihr neben den Tagesberichten der Runden 4 bis 6 und der Tabelle
noch einen Hinweis auf eine Schachsendung im Deutschlandfunk. Ich werde mich
voraussichtlich wieder am Sonntag mit den Schlussberichten aus Höckendorf
melden.

Bis dahin wünsche ich ein schönes Wochenende
Euer Toni
aus Augsburg

Deutschlandfunk: "Die Lange Nacht vom Schach"
Am kommenden Samstag (7.2.2004) sendet der Deutschlandfunk im Radio "Die
Lange Nacht vom Schach" (Dauer 1 Stunde). "Schach, heißt es, ist nicht wie
das Leben: Schach ist das Leben. Die Lange Nacht vom Schach erzählt eine
kleine Kulturgeschichte des Schachs und manch kuriose Anekdote; erzählt vom
Wesen eines Spiels, vom dem Gotthold Ephraim Lessing sagte, dass es "für den
Ernst zu viel Spiel und für das Spiel zu viel Ernst" habe."

Tagesberichte von Raj Tischbierek - Zeitschrift SCHACH und selbst Teilnehmer
der DM

4. Runde am 2. Februar

"Die treiben's ja wie die Junghengste", vertraute mir Klaus Bischoff heute
nach einer runden Stunde Spielzeit an, als wir uns bei einem kurzen Rundgang
trafen. Dabei hatte er vor allem die ersten beiden Bretter, Graf-Müller und
Gustafsson-Meister, sowie die Partie Braun-Stern im Auge. Graf wählte seiner
Gewohnheit gemäß ein scharfes Abspiel - obwohl ihn Müllers Budapester Gambit
überrascht haben muss - und bekam schnell Oberwasser. An Brett 2 lief die
Eröffnung für Jan Gustafsson weniger gut, erst nach S:c4? konnte der
Hamburger aufatmen; mehr als ein Remis war allerdings auch danach nicht
drin. Als harmlos erwies sich Sterns doppeltes Baueropfer, allerdings war
die Partie gegen Braun aufgrund ihrer lustigen Materialverteilung dennoch
eines der Highlights der heutigen Runde.
Zwei Spieler werden in der heutigen Nacht nur schwer Ruhe finden: Robert
Rabiega und Gerlef Meins. Rabiega, Deutscher Meister 2000, übersah in der
Eröffnung die Keule Lc8-g4!, was ihm so peinlich war, dass er sich aus
Angst, angemacht zu werden, fast zwei Stunden lang nicht wagte, von seinem
Brett zu erheben. Statt d5!? Sd4 S:d4 L:e2 S:e2 mit objektiv verlorener
Stellung, aber einigen praktischen Chancen, wählte er eine zähe Variante und
wurde von Lutz Espig - neben Graf einziger Dreieinhalber!; morgige
Spitzenpaarung - langsam aber sicher ausgedrückt.
Unglücksrabe Nr. 2 war Gerlef Meins, der gegen Klaus Bischoff in
Remisstellung aufgab! Er war sich sicher, dass das Turmendspiel verloren
war, aber selbst der kopfschüttelnde 13-jährige Falko Bindrich wusste den
Remiszug!

5. Runde am 3. Februar

Es ist schwerer, über ein Turnier zu berichten, wenn man es selbst
mitspielt. Heute war ich so von meiner eigenen Partie angeekelt, dass ich
nach dem Remisschluss erst einmal in die Bierklause abtauchen musste.
Immerhin taten mir vier Kämpen den Gefallen, so lange am Brett auszuharren,
dass ich ihr Finale auch noch nach ein paar Tröstbieren verfolgen konnte.
Hochinteressant die Partie zwischen Bischoff und Meister mit wechselnden
Vorzeichen. Am Ende konnte Bischoff trotz eines Mehrturmes (!) nicht
gewinnen.
DER Hit war aber das Herzschlagfinale an Brett 1 zwischen Espig und Graf,
das fast über die vollen sieben Stunden ging. Nach klarem Eröffnungsvorteil
kam der Greizer in die Hinterhand, verteidigte dann aber ein Endspiel mit
Minusbauer heroisch. Erst wenige Sekunden vor Partieende brach er zusammen,
zog nicht mehr und überschritt die Zeit, als Graf noch 24 Sekunden auf der
Uhr hatte. Allgemeiner Tenor: Er hätte den halben Punkt verdient gehabt.
Kein Vorwurf allerdings auch an Alexander Graf, der selbst in der
Schlussstellung noch klar besser stand.
Ansonsten war ich noch von der Partie Naiditsch-Enders angetan, in der der
Anziehende sich auf eine messerscharfe Variante einließ und mit Matt
vollendete. Weiter hält auch der Lauf der Geburtstagskinder an: Sergej
Kalinitschew gewann gegen Arik Braun und gehört damit neben Jan Gustafsson
und Thies Heinemann, je 4, zu den Verfolgern von Alexander Graf, 4,5.

6. Runde am 4. Februar

Spitze: Graf 5, Kalinitschew, Gustafsson, Heinemann je 4,5, Meister, Luther,
Espig, Bischoff, Kritz, Braun, Müller, Naiditsch, Mainka je 4
Die Ruhe vor dem Sturm? Die sechste Runde brachte keine Veränderung der
Tabellenkostellation, da alle Partien an den vorderen Brettern remis
endeten.
Überraschend schnell war der Spitzenreiter Alexander Graf mit der
Punkteteilung gegen Sergej Kalinitschew zufrieden, aber nach eigener Aussage
steckte ihm noch die gestrige Seeschlange gegen Lutz Espig in den Knochen.
Der musste sich einmal mehr schwer seiner Haut erwehren, hielt die kritische
Stellung gegen Klaus Bischoff jedoch zusammen.
Ausgekämpft auch die Paarungen Gustafsson-Heinemann und Ka.
Müller-Naiditsch, wobei Jan Gustafsson im internen Hamburger Duell lange auf
der Siegerstraße schien, den halben Punkt Abstand zu Graf aber letztlich
nicht wett machen.

Stand nach 6 Runden
Rg     Teilnehmer     Titel TWZ    Verein/Ort    Pkt
1.  Graf, Alexander   GM    2629 SG Porz         5.0
2.  Heinemann, Thies  IM    2426 Hamburger SK    4.5
3.  Kalinitschew, Ser GM    2519 SC Kreuzberg    4.5
4.  Gustafsson, Jan   GM    2572 Hamburger SK    4.5
5.  Meister, Jakov    IM    2488 SC Friesen Lich 4.0
6.  Espig, Lutz       GM    2429 SK König Plauen 4.0
7.  Müller, Karsten D GM    2517 Hamburger SK    4.0
8.  Kritz, Leonid     IM    2534 SG Bochum 31    4.0
9.  Bischoff, Klaus   GM    2561 TV Tegernsee    4.0
10. Braun, Arik       IM    2429 SV Backnang     4.0
11. Naiditsch, Arkadi GM    2576 SF Brackel 1930 4.0
11. Luther, Thomas    GM    2572 VfL B-W Neuklos 4.0
13. Mainka, Romuald   GM    2456 SC 1950 Remagen 4.0
14. Meins, Gerlef     IM    2460 SV Werder Breme 3.5
15. Heck, Norbert     FM    2308 Sfr. Neuberg    3.5
16. Bastian, Herbert  FM    2384 SVg Saarbrücken 3.5
17. Rabiega, Robert   GM    2527 SK König Tegel  3.5
18. Schebler, Gerhard IM    2480 SV Mülheim Nord 3.5
19. Wegener, Olaf     FM    2404 SF Brackel 1930 3.5
20. Tischbierek, Raj  GM    2507 SC Kreuzberg    3.5
21. Breutigam, Martin IM    2409 Bremer SG       3.5
22. Schurade, Matthia FM    2370 SK Schwedt/O.   3.0
23. Muse, Mladen      GM    2452 SK König Tegel  3.0
24. Bindrich, Falko   FM    2308 Dresdner SC     3.0
25. Stern, Rene       IM    2489 SK König Tegel  3.0
26. Wisnewski, Christ FM    2409 SC Meerbauer Ki 3.0
27. Thinius, Marco    FM    2387 SK Großlehna    2.5
28. Enders, Peter     GM    2478 Erfurter SK     2.5
29. Ott, Frank              2313 SV Wolfbusch    2.5
30. Scherer, Max            2285 SGEM Dreisamtal 2.5
31. Gießmann, Stephan       2287 SK Kelheim 1920 2.5
32. Preiß, Martin           2304 Karlsruher SF 1 2.5
33. Dausch, Rene      FM    2331 SC Bad Bergzabe 2.5
34. Gutman, Lev       GM    2497 SC Melle 03     2.5
35. Schulz,Michael          2246 SC Zitadelle Sp 2.0
36. Dresen, Ulrich    FM    2312 SF Gerresheim 8 2.0
37. Degtiarev, Jewgen       2281 SG A. E. Magdeb 2.0
38. Latzke, Boris Ale       2246 SK Bebenhausen  2.0
39. Voigt, Roland     FM    2381 SC Leipzig-Gohl 2.0
40. Röschlau, Bernd   FM    2295 SV Oberursel    2.0
41. Pohl, Walter            2217 SG Schwäb.Gmünd 2.0
42. Stanke, Juergen         2313 Hamburger SK    1.5
43. Bauer, Eckart           2276 SpVgg Rommelsha 1.5
44. Reich, Thomas     IM    2408 FC Bayern Münch 1.0
45. Budde, Vladimir   FM    2308 SV SF Aachen-Hö 1.0
46. Bischoff, Dieter        2182 SK 1947 Sandhau 0.5

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