Hallo Schachfreunde, unten findet Ihr einen Bericht von der Fernsehsendung "Schach der Großmeister", die am vergangenen Wochenende über die Bühne ging. Dazu gehört natürlich auch die Partienotation. Erfreulich ist, dass es mal wieder eine echte Kampfpartie gab ohne langwieriges strategisches Lavieren. Es stand der gute alte Marshall auf dem Programm. Und hier noch eine Ankündigung: Ab dem kommenden Dienstag (31. August) findet in Mondariz (Spanien) wieder ein hochkarätig besetztes Blindenschachturnier statt. Die ersten 9 der letzten WM in Istanbul 2002 und die Frauenweltmeisterin Luba Zsiltzova spielen dort ein Rundenturnier. Ob alle Berechtigten nun auch wirklich antreten werden, ist mir im Moment leider nicht bekannt. Sicher ist nur - und das ist aus deutscher Sicht sehr erfreulich - dass unser Jürgen Pohlers aus Leipzig mitmischen wird. Parallel zu diesem Turnier wird auch ein Open ausgetragen. Für den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenschachbund sollte hier eigentlich Hans Jagdhuber an den Start gehen, er musste aber leider in letzter Minute aus familiären Gründen absagen. Wenn es mit der Kommunikation aus Spanien klappt, werden wir Euch natürlich über die Ereignisse in Mondariz auf dem Laufenden halten. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und viel Spaß bei der Info-Mail Euer Toni Schach der Großmeister Die WDR-Sendung "Schach der Großmeister" wurde in der Nacht vom Montag auf Dienstag ausgestrahlt. In einer taktisch geprägten Partie siegte Arkadij Naiditsch gegen Fide-Weltmeister Rustam Kasimdshanov und bestätigte damit seine schon in Dortmund gezeigte gute Form. Die Kommentatorenriege wurde durch den NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück bereichert, der als Kind in einem Schachverein war und sich seine Liebe zum Spiel bis heute bewahrt hat. Mit Hilfe einer Reihe interessanter Gäste, dem Mäzen Wilfried Hilgert, Bodo Schmidt vom neuen Kasimdshanov-Verein Godesberger SK und dem Sammler Thomas Thomsen, bot die Sendung einige spannende Facetten rund ums Schach. Die WDR-Schachsendung "Schach der Großmeister" ist eine Institution im deutschen Schach und kann inzwischen auf eine 20-jährige Geschichte zurückblicken. Dr. Claus Spahn entwickelte als Redakteur die Idee zu einer Live-Schachpartie, die aus dem Fernsehstudio übertragen wird. Zahlreiche bekannte Großmeister haben im Laufe der Zeit hier Platz genommen und gespielt, darunter die Weltmeister Kasparov, Karpov, Anand und Kramnik. Für Analysen und Kommentare sorgen die beiden Großmeister Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort. Während Helmut Pfleger auf eine profunde Kenntnis der Schachgeschichte zurückgreifen kann, besticht Vlasi Hort durch seinen an Schwejk erinnernden Humor. In der vergangenen Sendung wurden die Kommentatoren vom NRW-Ministerpräsidenten und bekennenden Schachfan und Hobbyspieler Peer Steinbrück unterstützt. Arkadij Naiditsch gewann im letzten Jahr gegen Jan Timman und traf diesmal als Titelverteidiger auf den frisch gebackenen neuen Fide-Weltmeister Rustam Kasimdhanov. Der Ministerpräsident erzählte, wie er als Kind jahrelang gegen seine Großmutter Schach gespielt hat und über sechs oder sieben Jahre chancenlos blieb. Erst mit dreizehn Jahren konnte er gegen sie seine erste Partie gewinnen. "Das war wie Versetzung". Im Ersten Weltkrieg hatte seine Großmutter, die aus Dänemark stammte, Fernpartien gegen seinen in Frankreich dienenden Großvater gespielt. Eines Tages erschien die Militärpolizei und wollte wissen, was da auf den zahlreichen wechselnden Postkarten stand. Man hatte den Verdacht, dass der Großvater Steinbrücks Artilleriekoordinaten mitteilte. Koordinaten war dann ja auch richtig, allerdings Schachkoordinaten, wie ihnen bald klar gemacht wurde. Das Reglement sieht vor, dass Weiß zum Gewinn des Pokals gewinnen muss, Schwarz ein Remis genügt. Die Auslosung brachte Naiditsch die weißen Steine, Kasimdshanov die schwarzen Steine ein. Allerdings wählte der in Deutschland lebende Usbeke keine Sicherheitseröffnung, sondern strebte mit dem Marshall-Gambit eine scharfe Partie an. Naiditsch bestätigte seine zuletzt in Dortmund gezeigte gute Form und zeigte sich bestens vorbereitet. Bald hatte der Dortmunder einen großen Zeitvorteil. Kasimdhanov konnte mit einer taktischen Abwicklung Vorteil erringen. Bei knapp werdender Bedenkzeit in einem komplizierten Endspiel kippte die Partie und Naiditsch konnte mit Hilfe eines Freibauern gewinnen. Für taktische Rückendeckung und Informationen zur Eröffnung sorgte Matthias Wüllenweber, Gründer und Geschäftsführer von ChessBase, mit Hilfe von Fritz und der Datenbank ChessBase. In der Sendung nutzte er bereits eine Betaversion von ChessBase 9, das in Kürze erscheinen wird. Der Porzer Schach-Mäzen Wilfried Hilger ist seit Jahrzehnten eine der Konstanten im deutschen Schach. Er finanziert den Porzer Schachverein, der in der Bundesliga immer einer der Favoriten ist. Im letzten Jahr gewann man den Titel im Stichkampf gegen Baden-Oos. Inzwischen blickt man auf 10 Meistertitel, 13 Vizemeisterschaften und 8 Pokalsiege zurück. Eine große Rolle spielt die Jugendarbeit. Porz unterhält 17 Jugendmannschaften. Wilfried bezifferte den finanziellen Aufwand mit "mehreren Hunderttausend Euro". Für die kommende Saison hat man sich mit Vizeweltmeister Michael Adams verstärkt. Einer der glücklichsten Vereine im deutschen Schach ist zur Zeit der Godesberger Schachklub. Denn hier spielt in der nächsten Saison Fide-Weltmeister Rustam Kasimdshanov. Bodo Schmidt erzählte, wie es zur Verpflichtung kam. Godesberg, mit seinen Talenten vor ein paar Jahren U20-Meister, suchte einen Spielertrainer für seine starke Amateurmannschaft, um den Wiederaufstieg in die erste Liga zuschaffen und kam so auf den in Deutschland lebenden Usbeken. Dass dieser dann auch noch Weltmeister wurde, sorgte natürlich für große Freude. Einen faszinierenden kurzen Einblick in die Kulturgeschichte des Schachs lieferte der Präsident der Chess Collectors Thomas Thomsen, der zahlreiche Schachausstellungen in der ganzen Welt organisiert oder ihnen als Berater zur Seite steht. Naiditsch,A - Kasimdshanov,R [C89] WDR Schach der Großmeister, 2004 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 Le7 6.Te1 b5 7.Lb3 0-0 8.c3 d5 9.exd5 Sxd5 10.Sxe5 Sxe5 11.Txe5 c6 12.Te1 Ld6 13.d3 Lf5 14.Df3 Dh4 15.g3 Dh3 16.Lxd5 cxd5 17.Le3 Lxd3 18.Dxd5 Tad8 19.Df3 f5 20.Sd2 f4 21.Ld4 fxg3 22.Dd5+ Kh8 23.hxg3 Lf4 24.Db7 Txd4 25.cxd4 Lxd2 26.Df3 Df5 27.Dxf5 Lxf5 28.Te5 Kg8 29.Td1 Lb4 30.Tc1 Ld6 31.Td5 Lb8 32.Te1 h6 33.Te7 Lg4 34.f4 Kh7 35.Kf2 Tc8 36.Tb7 Le6 37.Tc5 Td8 38.f5 Lxa2 39.f6 Tf8 40.Kg1 Ld6 41.Txg7+ Kh8 42.Tc6 Td8 43.Txa6 Ld5 44.Taa7 Lf8 45.Tgd7 Txd7 46.Txd7 Le6 47.Tb7 Kg8 48.Kf2 b4 49.Ke3 Ld5 50.Td7 Le6 51.Tc7 Ld5 52.Ta7 Le6 53.Ta6 Kf7 54.Kf4 Lc4 55.Tb6 b3 und Weiss gewann nach einigen Zügen. 1-0