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Info-Mail Schach Nr. 395


Hallo Schachfreunde,

Am vergangenen Wochenende war wieder die Schachbundesliga aktiv. Dabei gaben
sich die Favoriten Porz und Baden Oos keine Blöße und liegen
verlustpunktfrei
an der Spitze. Alle Ergebnisse und die Tabelle findet Ihr unten.

Daneben gibt es heute wieder mal ein wenig Lesestoff. Hartmut Metz erzählt,
warum ein Schachspieler eigentlich im Knast sitzen sollte und warum er - zu
Unrecht - wegen einer anderen Sache just dort landet.

Viel Spaß wünscht Euch
Toni aus Augsburg

5. Runde - 11.12.2004

SV Werder Bremen 5 - 3 Hamburger SK
Erfurter SK      6½-1½ Preetzer TSV
SC Eppingen      1½-6½ SC Kreuzberg
SC Baden Oos     5 - 3 SFR Neukölln
TV Tegernsee     5½-2½ SV Wattenscheid
Stuttgarter Sfr  3½-4½ SGA Solingen
SF Katernberg    6 - 2 SV Hofheim
SV Mülheim Nord  3½-4½ SG Porz

6. Runde - 12.12.2004

Hamburger SK     5 - 3 Erfurter SK
Preetzer TSV     2 - 6 SV Werder Bremen
SC Kreuzberg     3 - 5 SC Baden Oos
SFR Neukölln     4 - 4 SC Eppingen
SV Wattenscheid  5½-2½ Stuttgarter Sfr
SGA Solingen     2½-5½ TV Tegernsee
SV Hofheim       2 - 6 SV Mülheim Nord
SG Porz          4½-3½ SF Katernberg

Tabelle:
 1. SG Porz           7 14  38
 2. SC Baden Oos      7 14  37½
 3. TV Tegernsee      7 12  35
 4. SV Werder Bremen  7 12  34
 5. SV Mülheim Nord   6  9  28
 6. SC Kreuzberg      7  8  35
 7. Hamburger SK      7  8  31
 8. SF Katernberg     6  8  27
 9. SC Eppingen       7  6  22
10. SV Wattenscheid   7  5  26
11. SFR Neukölln      7  4  23½
12. SV Hofheim        7  4  20½
13. Erfurter SK       7  3  25
14. SGA Solingen      7  3  24½
15. Stuttgarter Sfr   7  0  18
16. Preetzer TSV      7  0  15

Asmajparaschwili kommt mit blauem Auge davon
Georgier ausnahmsweise unschuldig im Knast
von FM Hartmut Metz, 4. Dezember 2004

Nach Ansicht einiger Schachspieler war es überfällig, dass Surab
Asmaiparaschwili endlich einmal in den Knast kommt. Der Vizepräsident des
Weltverbandes FIDE steht im Ruch, durch Betrügereien manchen Erfolg gefeiert
zu haben. Dabei hätte es der derzeitige Weltranglisten-31. gar nicht nötig.
Unter georgischen Topspielern gilt man allerdings als dumm, wenn man des
schnöden Mammons wegen nicht Partien verkauft. So werden munter ohne
Rücksicht auf die Schädigung anderer Ergebnisse manipuliert.
Zum Abschluss der Schach-Olympiade in Calvia (Mallorca) gab es vor allem ein
unerwartetes Resultat an der Spitze: Armenien schlug Georgien mit 3,5:0,5
und sicherte sich zwar wegen des 3:1 der Russen über China nicht die
erhoffte Silbermedaille hinter der Ukraine, aber immerhin punktgleich
Bronze. Die auf Platz fünf verwiesenen Israelis witterten Betrug und
formulierten an die FIDE ein Protestschreiben. Darin verweisen sie darauf,
dass bei einem englischen Wettbüro ungewöhnlich viele Wetten auf das
illusorisch wirkende 3,5:0,5 zugunsten Armeniens platziert worden waren.
Auch weitere Indizien lassen nur einen Schluss zu: Die Georgier verzichteten
auf ihre beiden Spitzenspieler Asmajparaschwili und Georgi Kacheischwili,
obwohl das letzte Match in solchen Turnieren immer von größter Bedeutung für
die Endplatzierung ist. So kam als einziger Georgier Baadur Jobawa zu einem
Remis - schließlich durfte die Baden-Ooser Bundesliga-Neuverpflichtung gegen
Armenien nicht unterliegen. Das hätte nach bis dahin hervorragender Leistung
den Verlust seines Brettpreises als bester Spieler bedeuten können. Und
eindeutigster Beweis, dass der Wettkampf kaum mit rechten Dingen verlaufen
sein konnte: Die auf Platz 21 abgerutschten Georgier liefen nach der
Schlappe vergnügt durch den Turniersaal, berichtete der australische
Großmeister Ian Rogers im Schach-Magazin 64. In solchen Fällen pflegen
Schachspieler aber eher mit leichenbitterer Miene ihr schweres Los zu
beklagen.
Von Asmajparaschwili sind Tricksereien bekannt. Als er Europameister wurde,
konnte man dem 44-Jährigen keine Unregelmäßigkeiten nachweisen, es blieb nur
bei Gerüchten. Einst katapultierte sich der ehemalige Top-Ten-Spieler in der
Weltrangliste nach vorne, indem er ein Vierer-Turnier mit einem
astronomischen Ergebnis gewann - später bestätigte selbst die zuweilen
korrupte FIDE, dass bei diesem "Turnier" kein einziger Zug von ihrem
heutigen Vizepräsident gemacht worden war. Lediglich die fiktiven Ergebnisse
waren für die Weltrangliste eingereicht worden.
 In Calvia wanderte Asmajparaschwili dann aber doch in den Knast - wenn auch
im vorliegenden Fall eher unverschuldet. "Asmaj" wollte während der
Schlusszeremonie auf die vergessene Verleihung des
"Nona-Gaprindaschwili-Preises" hinweisen, weil die Namensgeberin und
Exweltmeisterin aus Georgien dafür nach Calvia  angereist war. Die
spanischen Sicherheitsbehörden verpassten ihm aber ein blaues Auge, als der
44-Jährige zu rigoros auf die Bühne drängte. Anschließend inhaftierten sie
den Georgier. Weil in Spanien montags auch noch ein Feiertag war, musste
"Asmaj" ein verlängertes Wochenende in der Zelle schmoren, ehe ihn ein
Richter auf freien Fuß setzte. Mancher Schachspieler hätte sich gewünscht,
dass der FIDE-Vizepräsident noch etwas mehr Zeit bekommt, um im Gefängnis
über seine Untaten nachzudenken.

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