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Info-Mail Schach Nr. 547


Wie spielen Blinde Schach?

(Quelle: Ewald Heck, Troisdorf)

Am 6. Mai 2006 hatte der Blinden- und Sehbehinderten-Schachklub Köln/Bonn
Kinder und Jugendliche vom
Konrad-Adenauer-Gymnasium Langenfeld zu Gast. Die 11jährige Susanne hat
hierzu einen sehr lesenswerten Bericht verfasst, den ich Euch nicht
vorenthalten möchte.

Wie spielen Blinde Schach?

(von Susanne Geuer, 6a)

Nachdem wir, die Schach- AG, letztes Jahr im Sommer gegen Gehörlose gespielt
haben, fragten wir uns: Wenn Gehörlose Schach spielen, können dann nicht
auch Blinde und Sehbehinderte mit uns spielen? Wie macht man das, wenn man
die Figuren und das Schachbrett nicht sehen kann? Wir haben uns informiert,
und herausgefunden, dass es Spezialschachbretter und -figuren für
Sehbehinderte gibt. Es sind Steckbretter, an denen die schwarzen Felder
herausgehoben sind und die Figuren hineingesteckt werden. Die schwarzen
Figuren sind durch einen Nippel gekennzeichnet. So können die Figuren
erfühlt werden.

Herr Linke verabredete mit Herrn Heck, dem Vorsitzenden des Köln-Bonner
Blindenschachvereins, ein Treffen am 6. Mai in den Räumen des Vereins in
Köln, an dem auch Essener Sehbehinderte teilnahmen. Gleichzeitig wurde noch
ein Gegenbesuch der Blinden bei uns abgemacht.

Am Samstag war es dann soweit. 7 Mädchen und 3 Jungen der Schach-AG durften
mitfahren und trafen sich gegen Mittag am Langenfelder S-Bahnhof. Wir fuhren
mit der S-Bahn nach Köln-Deutz und von dort aus mit der Straßenbahn weiter.
Dieser Plan klappte nicht ganz reibungslos, da die S-Bahn Verspätung hatte
und wir einen kleinen Sprint einlegen mussten, um die Straßenbahn noch zu
bekommen. Für den abschließenden Fußweg hatte man uns eine Wegbeschreibung
für Blinde gegeben, die so anfing: "Gehen Sie die Treppe entgegen der
Fahrtrichtung. Sie hören rechts eine Kirche ." Auf dem halben Weg trafen wir
zufälligerweise Herrn Heck mit seinem Blindenstock und seinen Begleiter, die
ebenfalls auf dem Weg zum Veranstaltungsort waren.

Als wir ankamen, frühstückten die Sehbehinderten gerade und wir konnten erst
einmal Atem schöpfen. Herr Linke hatte uns "normale" Schachbretter
mitgenommen, damit es für uns übersichtlicher war. Wir sollten uns dann
gegenseitig die Züge ansagen. Das hatten wir am Tag davor noch einmal geübt,
weil es für uns ungewohnt war.

Dann suchten wir uns einen blinden Mitspieler, mit denen wir gleich per 'Du'
waren. Das Spielen klappte hervorragend und wir kamen mit der etwas
ungewohnten Spielweise gut zurecht.

Als wir eine Weile gespielt hatten, gab es eine Überraschung. Der
Blindenhund Charlie und sein sehbehindertes Herrchen trafen ein. Mehrere von
uns freundeten sich sofort mit ihm an.

Zwischen den Spielen gab es Kaffee und leckeren Kuchen und wir konnten uns
etwas über das Leben Sehbehinderter erzählen lassen. Wir erfuhren zum
Beispiel, dass es sprechende Uhren gibt. Wir fragten auch nach den komischen
Pickeln, die statt der Buchstaben auf manchen Gegenständen waren. Da
informierten uns die Leute über die Braille-Schrift (Blinden-Schrift) und
führten uns das Lesen der Schrift vor. Wir konnten uns auch an
Schreibmaschinen für die Braille-Schrift versuchen. Es gab drei Tasten für
die Punkte rechts und drei für links. Mit den dreien konnte man oben, unten
und in der Mitte die Punkte stanzen. Schnell hatten wir den Dreh heraus und
wir stanzten unsere Namen und Adressen.

Wir fragten noch vieles mehr und bekamen alles freundlich erklärt. Gerne
wären wir noch länger geblieben, doch wir mussten uns von den Blinden und
von Charlie um fünf Uhr verabschieden. Auf dem Weg zurück gab es ein
Problem: Wir verpassten die S-Bahn trotz schnellen Laufens und mussten
zwanzig Minuten warten. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir
freuen uns schon auf den Gegenbesuch im September.

Und wer an der Spielstärke der blinden Schachspieler zweifelt, soll sich auf
der Internetseite (
www.kag-langenfeld.de/schach)
die drei Schachspiele
anschauen.

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