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Info-Mail Schach Nr. 638


Deutsche Blinden-Schnellschachmeisterschaft
vom 1. - 2. Dezember 2006 in Baunatal
9 Runden Schweizer System bei einer Bedenkzeit von 30 Minuten je Partie.

Achtung! Bitte auch unten stehenden Zeitungsbericht beachten!

Endstand:
1. Jürgen Pohlers        Leipzig       8
 2. Andre Schlierf        Gera          7
 3. Dieter Bischoff       Heidelberg    6,5
 4. Eckhard Kröger        Hannover      6
 5. Peter Ellinger        Hannover      5,5
 6. Wilhelm Schmidt       Suhl          5,5
 7. Willi Beckmann        Leverkusen    5
 8. Manfred Müller        Senftenberg   4,5
 9. Willi Beckers         Pohlheim      4,5
10. Werner Fries          Gelsenkirchen 4,5
11. Eberhard King         Kassel        4,5
12. Günter Thieme         Essen         4,5
13. Elisabeth Fries       Gelsenkirchen 4
14. Dietmar Hillesheim    Baunatal      4
15. Rainer Hahn           Eschborn      4
16. Volker Seidel         Weimar        3,5
17. Gerhard Herma         Rastatt       3
18. Marianne Rodenstein   Kassel        2,5
19. Daniel Eiffert        Edertal       2
20. Birgit Kröger         Weimar        1

Dem Handicap Schach bieten
(Von Peter Dilling - HNA online - 03.12.2006)

Baunatal. Bei einem Schachturnier ist es normalerweise so leise, dass man
nicht unbemerkt ein Blatt auf den Boden fallen lassen könnte. Doch an diesem
Samstagmorgen wird im Saal des Hotels Stadt Baunatal an den Schachtischen
angesagt und gemurmelt: Dame Cäsar vier, Läufer Gustav fünf. Springer
Friedrich drei.
Marianne Rodenstein aus Kassel ertastet den schwarzen Bauern an dem Nagel am
Kopf der Figur. Weißes Feld? Das liegt tiefer als die schwarzen. Beim
Sehbehinderten- und Blindenschach ist einiges anders als bei Spielern ohne
dieses Handicap. Blinde Spieler müssen natürlich Bescheid sagen, welchen Zug
sie gemacht haben, denn der Partner kann den Angriff ja nicht sehen.
Manchmal übernimmt die Ansage auch ein Sprachcomputer. Jeder Spieler hat
sein eigenes Brett, auf dem er auch die angesagten Züge des Spielgegners
nachvollzieht.
Dennoch gehöre Schach zu den wenigen Spielen, bei denen Sehbehinderte und
Blinde mit Menschen ohne Handicap mithalten können, sagt Dietmar Hillesheim,
Leiter der Fachgruppe Sport im Blinden- und Sehbehindertenbund. Der
Großenritter, Protokollführer beim Amts- und Landgericht, hat die deutschen
Meisterschaften im Schnellschaft organisiert.
20 Teilnehmer aus ganz Deutschland reisten an. Vom Wilhelmshöher Bahnhof
fährt der Bus sie bis vor die Tür des Hotels. Das sei für Blinde und
Sehbehinderte ideal, sagt Hillesheim. Er ist dankbar für die große
Unterstützung der Stadt Baunatal und die Hilfe des Volkswagenwerks, das als
Hauptsponsor fungiert. Spender zu finden, sei gar nicht so leicht.
Ihr Handicap gleichen die Sehbehinderten vor allem durch eine hohe
Konzentrationsfähigkeit aus. Marianne Rodenstein strickt immer vor einem
wichtigen Spiel. "Das beruhigt ungemein." Das Ertasten der jeweiligen
Spielstellung ist mühsam. Gute Spieler haben daher ein geistiges Bild der
jeweiligen Spielstellung im Kopf. Das strapaziert das Gedächtnis. "Das ist
harte Arbeit", sagt Eberhard King aus Kassel. Länger andauernde Turniere,
besonders im Schnellschach, gehen deshalb Sehbehinderten oder Blinden mehr
auf die Kondition als Spielern ohne Handicap. Nach drei Stunden, so hat es
Hillesheim beobachtet, lasse die Konzentration bei den Sehbehinderten nach.
Die Behindertenschachgruppe in Kassel gibt es schon seit den 70er-Jahren.
Die Mitglieder treffen sich alle zwei Wochen. Früher habe man öfter auch
Turniere mit Schachspielern ohne Handicap ausgerichtet, sagt Dietmar
Hillesheim.

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