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Info-Mail Schach Nr. 773


Corus-Turnier (12.-27.01.2008) in Wijk aan Zee (Niederlande)
Endstand:
1. Aronian 8,0
2. Carlsen 8,0
3. Anand 7,5
4. Radjabov 7,5
5. Leko 7,0
6. Ivanchuk 7,0
7. Kramnik 6,5
8. Adams 6,5
9. Topalov 6,0
10. Polgar 6,0
11. Mamedyarov 6,0
12. Eljanov 5,0
13. Gelfand 5,0
14. van Wely 5,0

Geteilter Sieg beim Schach-Topturnier - von Hartmut Metz (TAZ)
Magnus Carlsen und Lewon Aronjan teilen sich den Sieg des
Topturniers 2008 in Wijk aan Zee. Der 17-jährige Norweger, der bereits mit
13 den Titel eines Großmeisters errungen hatte, düpierte an der
holländischen Küste die nahezu komplett versammelte Weltelite. Lediglich der
in Berlin lebende Armenier Aronjan konnte mithalten und sammelte wie Carlsen
8:5 Punkte.
Während die beiden ihre Partien nach hartem Kampf gegen die weltbeste
Spielerin, Judit Polgar (Ungarn), und den Aserbaidschaner Teimour Radjabow
remisiert hatten, mühte sich Weltmeister Viswanathan Anand am Nebentisch
vergeblich um den Anschluss: Er ließ seinen Vorgänger auf dem Thron,
Wladimir Kramnik, noch in die Punkteteilung entwischen. Zwischenzeitlich
waren die beiden Weltranglistenersten in der aufregenden Partie einem Remis
ausgewichen. Hätte Anand, der frisch gekürte indische Sportler des Jahres,
seine Chance nach fünf Stunden genutzt und den schwarzen König zur Strecke
gebracht, wäre er mit Carlsen und Aronjan Turniersieger geworden. So musste
sich der Weltmeister den dritten Platz mit Radjabow (beide 7,5 Punkte)
teilen.
Der von den Organisatoren geplante Höhepunkt mit der Generalprobe für den
WM-Zweikampf im Oktober in Bonn zwischen Anand und Kramnik war für den
Herausforderer Kramnik schon längst keiner mehr. In der vorletzten Runde war
er (6,5 Punkte) endgültig im Mittelfeld verschwunden. Der erkältete Russe
kassierte gegen Carlsen eine seiner raren Niederlagen mit den weißen
Steinen. Mit Weiß hatte der Exweltmeister in den vergangenen neun Jahren
lediglich sechs Partien verloren. Den kecken "Carlsen vom Schach", wie er in
Anlehnung an Astrid Lindgrens Figur "Karlsson vom Dach" genannt wird,
scherte das wenig. Nachdem Kramnik einen Schnitzer bemerkte, offerierte er
Carlsen ein Remis. "Vor der Partie wäre ich damit als Schwarzer zufrieden
gewesen. Ich hatte keine große Hoffnung, ihn zu schlagen", berichtete der
17-Jährige und setzte nüchtern fort, "aber ich stand so viel besser, da
konnte ich das Angebot nicht annehmen." Im Gegensatz zum Duell mit Anand,
das der schlaksige Junge aus Lommedalen tags zuvor trotz aussichtsreicher
Position verloren hatte, unterlief ihm nun keine Ungenauigkeit mehr. Kramnik
wehrte sich verzweifelt, aber vergeblich.
Wie Carlsen hatte auch Wesselin Topalow ein Meisterstück gegen seinen
Erzrivalen Kramnik abgeliefert. Das blieb jedoch der einzige Höhepunkt des
Bulgaren, der im Vorjahr das Turnier zusammen mit Aronjan und dem
20-jährigen Radjabow gewonnen hatte. Mit 6:7 Zählern belegte der
Weltranglistendritte lediglich den neunten Platz unter 14 Teilnehmern.
Die Arrivierten über 30 dürften in Wijk aan Zee nicht nur Carlsen ängstlich
beäugt haben: Ein paar Bretter weiter im C-Turnier deklassierte Fabiano
Caruana mit 10:3 Punkten die Verfolger um zwei volle Zähler. Der
Italo-Amerikaner ist erst 15 Jahre alt. Ebenso wie Caruana steht der
zweitplatzierte Inder Parimarjan Negi, derzeit mit 14 jüngster Großmeister
auf dem Globus, bereit zur Ablösung.

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