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Info-Mail Schach Nr. 924


Integration durch Schach
(von Kersten Linke, Langenfeld)

Begegnung am Schachbrett

Noch vor drei Jahren schüttelten die meisten Spieler der Schach AG des
Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG) nur mit dem Kopf, als es um die Frage ging,
ob blinde Mitbürger auch Schach spielen können. Die Internetsuche führte
jedoch schnell zu einem gegenteiligen Ergebnis, denn es ist mit Hilfe eines
speziellen Schachbrettes möglich und es können sogar blinde und sehende
Schachspieler miteinander spielen: gespielt wird dann auf zwei Brettern
gleichzeitig, wobei sich die Spieler die Züge gegenseitig ansagen.  "Die
Worte hör ich wohl, allein es fehlt der Glaube, war deutlich in den
Gesichtern der Schüler abzulesen", erläutert Kersten Linke, der Leiter der
Schach AG, "also suchte ich für den Praxistest den Kontakt zum Blinden- und
Sehbehinderten Schachverein Köln-Bonn".

Von Anfang an nutzten die KAG Schüler  das gemeinsame Hobby Schach auch, um
Einblicke in die Welt ihren blinden Mitbürger zu bekommen. "Die Schüler
fragen nicht nur, wie wir Alltagsprobleme bewältigen", erzählt  "Jupp"
Esser, der 2.Vorsitzende des Vereins,  "sondern sie wollen dann auch gleich
alles selbst ausprobieren". "Daher habe ich auch den Versuch, mit
verbundenen Augen auf einem Blindenschachbrett zu spielen schon erwartet",
ergänzt Philipp. Welches Ansehen sich die KAG Schüler im Umgang mit ihren
blinden Mitbürgern erworben haben, zeigte sich erst kürzlich, als die Schach
AG einen Einladung aus den Niederlanden erhielt. "Die IBIS Stiftung hat uns
auf Anregung unserer Kölner Freunde zu einem mehrtägigen 4-Nationen
Integrationsschachturnier nach Haaksbergen eingeladen", erzählt stolz Schach
AG Leiter Linke.

Mit der Zeit haben sich freundschaftliche Beziehungen zwischen der Schach AG
und dem Blinden- und Sehbehinderten Schachverein Köln-Bonn entwickelt, die
über die gegenseitigen Besuche hinausgehen. Im August 2008 war der
begeisterte Schachspieler Peer Steinbrück im Konrad-Adenauer-Gymnasium zu
Gast und das Team der Schach AG wurde durch den blinden Schachfreund Ewald
Heck verstärkt, der auch prompt den entscheidenden Punkt zum 2:1 Erfolg über
den prominenten Gast holte. Am Simultanspiel gegen Schachgroßmeister
Vlastimil Hort, das am Samstag, den 28. Februar im Marktkarree stattfinden
wird, nimmt auf Einladung der Schach AG eine blinde Schachspielerin teil.

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