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Info-Mail Schach Nr. 1259


(von Anton Lindenmair, Bad Wörishofen)

Auch die ominöse 7. Runde hat Peter Ellinger schadlos überstanden. Nach 
hartem Kampf - es ging bis ins Bauernendspiel - erreichte er gegen Arthur 
Schelle (Elo 2260) den sicheren Remishafen und hat nun 4,5 Punkte auf dem 
Konto. In Runde 8 spielt Peter gegen Stephan Buchal (Elo 2330), aber Peter 
hat ja nun wirklich nichts mehr zu verlieren und kann frei aufspielen.

Zu vollen Punkten kamen Lindenmair, Pohlers und Steinhart, für Dietsche 
sprang immerhin eine Punkteteilung heraus.

Engl, Heinich und Schellmann blieben leider gegen stärkere Gegner ohne 
Erfolg.

Aus Osterburg gibt es zwei Remisen zu melden - jeweils mit Schwarz.

Die Augsburger Allgemeine (Ausgabe Mindelheim) schreibt über das Turnier in 
ihrer heutigen Ausgabe:

Wissen, was der Gegner plant
Die Gegenspieler zu analysieren bestimmt die Vorbereitung auf das 
Schachfestival in Bad Wörishofen. Von Julia Buchmaier

Gute Vorbereitung ist alles: Lutz Espig (links) und Peter Ellinger spielen 
seit Jahrzehnten Schach - und wissen, wie man dem Gegner am Brett einen 
Schritt voraus sein kann.Foto: Julia Buchmaier

Im Kurhaus ist es still, die Vorhänge sind zugezogen, nur manchmal 
durchbricht ein Räuspern oder Stuhlrücken die Stille. An den Tischen wimmelt 
es schwarz-weiß: Kein Wunder, zurzeit findet in Bad Wörishofen das 28. 
Internationale Schachfestival statt. Über 300 Teilnehmer sitzen sich noch 
bis Sonntag an den Brettern gegenüber und tragen in neun Runden ihre Partien 
aus. Zwei von ihnen sind Peter Ellinger aus Hannover und Lutz Espig aus 
Thüringen.

Die beiden haben am Nachmittag gegeneinander gespielt, jetzt sitzen sie noch 
einmal zusammen und analysieren ihre Züge. Ellinger gewann das Duell und 
kann es noch gar nicht fassen. "Ich spiele gerade relativ locker und frei 
auf und bin weit über meinem eigentlichen Niveau", sagt er. Bei seinen 
früheren Teilnahmen 2009 und 2010 habe er als Kaderspieler viel mehr Druck 
gehabt. "Diesmal mache ich Urlaub", sagt er lachend.

Auf diesen Urlaub haben sich die beiden Schachspieler aber im Vorfeld 
reiflich vorbereitet. Ihr Training konzentriert sich aber weniger auf das 
Schach an sich, sondern konkret auf die einzelnen Gegenspieler. "Ich schaue 
vor einer Partie nach, was mein Gegner für eine Eröffnung spielt", erzählt 
Lutz Espig. Dafür gebe es Datenbanken, zu denen die Spieler entweder freien 
Zugang haben, oder die sie kaufen können. Auch Kombinationen und Endspiele 
könne man gut trainieren. Viele Teilnehmer hätten auch einen Computer dabei, 
um zu üben. "Um alles zu analysieren, bin ich aber meistens zu faul", sagt 
Espig und lacht.

"Ich lese viele Bücher über Schachpartien und spiele auch Fernschach per 
E-Mail, das kann man auch als Vorbereitung betrachten", meint Ellinger. Sie 
beide seien aber - ohne Laptop im Gepäck - die absolute Ausnahme. Für Peter 
Ellinger hat die genaue Vorbereitung auf eine Partie besonderen Wert: Der 
54-Jährige gehört zu den acht blinden und sehbehinderten Teilnehmern am 
Schachfestival. "Man plant die eigene Partie voraus und rechnet damit, dass 
der Gegner nicht von seinem Schema abweicht, wenn doch, kann man nur hoffen, 
dass man selbst einen Tick besser ist", sagt Ellinger.

Eine Partie spielt er mit einem eigenen Steckbrett zusätzlich zum 
Schachbrett. Beide Spieler müssen dann ihre Züge laut ansagen und sein 
Gegner führt Ellingers Züge aus. "Das Turnier hier in Bad Wörishofen ist für 
Blinde gut organisiert, wir sitzen hier zum Beispiel immer an den gleichen 
Brettern", sagt er.

Lutz Espig nimmt bereits zum 15. Mal am Internationalen Schachturnier in Bad 
Wörishofen teil. Mit neun Jahren hat der heute 63-Jährige das Spiel gelernt 
und wurde mit 13 Jahren Mitglied im Schachverein. "Mein Vater hat es mir 
beigebracht, auch mein Bruder hat gespielt", erzählt Espig. In nun 50 Jahren 
als Schachspieler wurde er zwei Mal Meister in der DDR und erhielt 1983 den 
Großmeistertitel. Trotz seiner langjährigen Erfahrung kann er immer noch 
dazulernen, wird aber inzwischen auch überholt. "Ich bin einfach nicht mehr 
besser, aber ich spiele ja auch zum Vergnügen", sagt er. Auch Peter Ellinger 
hat noch nicht ausgelernt. "Man ändert beispielsweise doch mal sein 
Eröffnungsschema, weil man feststellen muss, dass die Gegner es kennen und 
sich darauf vorbereitet haben", sagt er. Ellinger spielt bereits seit 41 
Jahren Schach. Er kam eher über Umwege zu diesem Sport: Als er noch besser 
sehen konnte, spielte er Tischtennis, hatte dabei aber überhaupt keine 
Erfolgserlebnisse. Schach im privaten Rahmen machte ihm mehr Spaß. Heute 
sammelt er alles, was mit Schach zu tun hat und ist auch Spielleiter. "Ich 
interessiere mich eben für Schach in jeder Beziehung", sagt er lachend.

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