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Info-Mail Schach Nr. 1881


Schach spielen im Internet
(von Anton Lindenmair, Augsburg)

Die Corona-Krise hat auch den Schachsport fest im Griff. Seit nunmehr zwei Monaten ist das Schachleben völlig zum erliegen gekommen. Es gibt keine Mannschaftskämpfe in den Schachligen, keine Einzelmeisterschaften, alle Open wurden abgesagt. Auch in den Vereinen ruht der Spielbetrieb.

Es gibt aber eine Ausnahme: Schach im Internet boomt wie nie zuvor. Doch nicht jeder kommt so ohne weiteres mit dieser Art Schach zu spielen zurecht. Besonders für Blinde und hochgradig Sehbehinderte, die mit Sprachausgabe-Software am PC arbeiten müssen, sind die meisten Schachserver unzugänglich, da die Züge nur mit der Maus eingegeben werden können und die Antwortzüge nur auf einem grafischen Schachbrett dargestellt werden.

Auf dem Server Lichess, der übrigens kostenlos ist, kann man aber auch mit einem Screenreader Schach spielen. Die Seite hat eine deutsche Oberfläche mit einigen englischen Einsprengseln.

Gleich am oberen Rand der Seite gibt es einen Schalter "Enable blind mode", den man unbedingt betätigen sollte. Erst danach ist die Zugeingabe mit der Tastatur und das Auslesen der Züge des Gegners möglich. Die Zugeingabe erfolgt entweder in englischsprachiger Notation z. B. "Nf3" für den springerzug nach f3 oder im UCI-Format also "g1f3" für denselben Zug. Die Antwortzüge werden in englischer Sprache angezeigt, also z. B. "Knight Felix 3".

Etwas schwierig gestaltet sich die Registrierung, da hier ein sog. Captcha gelöst werden muss. Das sind kleine Bilderrätsel, die verhindern sollen, dass sich Maschinen auf der Seite registrieren. Es gibt zwar auch ein akustisches Rätsel zu lösen, hier ist aber die Verständlichkeit oft nicht sehr gut und es kann schon einmal mehrere Versuche kosten, bis diese Hürde genommen ist.

Bei der Anmeldung vergibt man einen Benutzernamen, den man frei wählen kann und ein Passwort. Ferner ist eine eMail-Adresse erforderlich, an die die Registrierungsbestätigung geschickt wird.

In der Regel wird auf diesen Schachservern mit sehr kurzer Bedenkzeit gespielt, was für Blinde und Sehbehinderte kaum zu machen ist. Da aber auf diesem Server sehr viel los ist, findet man auch immer Gegner, die bereit sind, mit längeren Bedenkzeiten zu spielen.

Ich habe die Zugänglichkeit mit den Browsern Edge und Firefox getestet. Beide sind brauchbar, Firefox hat den Vorteil, dass die gegnerischen Züge von Jaws automatisch angesagt werden, was bei Edge nicht der Fall ist. Bei Firefox sollte man aber unbedingt eine installierte Version verwenden, mit einer portablen Version des Feuerfuchses hatte ich massive Probleme.

Achtung: Mit dem Internet Explorer funktioniert es überhaupt nicht.

Ob es z. B. auf einem iPhone mit Safari klappt, habe ich nicht getestet. Eine App namens "LICHESS", die es im AppStore gibt, scheint aber mit Voice Over nicht bedienbar zu sein.

Für erste Gehversuche empfehle ich den Punkt "spiele gegen den Computer". So kann man Erfahrungen sammeln, ohne potentielle Gegner durch evtl. entstehende Probleme und Partieabbrüche zu nerven.

Der Server ist unter folgender Adresse zu erreichen:

https://lichess.org/

Gespielt darf übrigens werden, ohne sich um die Abstandsregeln kümmern zu müssen. Auch eine Maskenpflicht gibt es nicht!

Viel Spaß damit!

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